Sonntagsglück
Wie der Sonntag zu einem echten Geschenk werden kann. Ein gekürztes Interview mit der Buchautorin Kerstin Wendel
Das Glück am Sonntag suchen viele Menschen gar nicht mehr. Sie freuen sich, dass sie einen zusätzlichen Tag haben, an dem sie liegen gebliebene Pflichten aus der Woche aufarbeiten können: Rasen mähen oder Auto waschen. Doch Kerstin Wendel glaubt, dass der Sonntag ein Tag zum Auftanken, Faulenzen und Genießen sein sollte. Ihre Überzeugung: Wenn Menschen das Sonntagsglück auspacken, würde das die ganze Woche prägen. Mit ihr hat Nelli Löwen für die christliche Webseite www.erf.de gesprochen.
ERF Online: Sie haben das Buch „Sonntagsglück“ geschrieben. Warum war es Ihnen wichtig, dieses Buch zu schreiben?
Kerstin Wendel: Es hängt stark damit zusammen, dass ich 14 Jahre Pastorenfrau war und mich mit dem Thema auseinandergesetzt habe. Ich musste für unsere Familie die Frage beantworten, wie wir an einem Sonntag leben, weil wir an diesem Tag arbeiten mussten. Seitdem mein Mann eine andere Arbeitsstelle hat, haben wir als Familie diese Herausforderung - an einem anderen Tag Ruhe zu haben - nicht mehr. Doch ich beobachte, dass viele Menschen mit dem Sonntag so ihre liebe Mühe haben, sowohl Christen als auch Nichtchristen. Deswegen bin ich neugierig geworden und habe verschiedene Menschen gefragt. Und dann dachte ich: Dazu musst du ein Buch schreiben.
ERF Online: Ganz am Anfang der Bibel segnet Gott den Sabbat und heiligt ihn. Was meint dieses altmodische Wort „heiligen“?
Kerstin Wendel: „Heiligen“ ist ein Wort, das etwas Besonderes ausdrückt. Wenn wir das benutzen, dann sprechen wir von Dingen, die für uns wertvoll sind. Für manche Menschen sind das Fotos von lieben Menschen oder besondere Kindheitserinnerungen. Wenn Gott etwas heiligt, dann ist es etwas ganz besonders Herausgehobenes, woran man nicht rühren soll und was ihm besonders wichtig ist. Beim Schreiben ist mir klar geworden: Es geht nicht darum, ob das uns gefällt. Es ist ihm wichtig, und deshalb soll es uns auch wichtig sein.
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ERF Online: Erlebt man denn schon Sonntagsglück, wenn man am Sonntag viel Zeit zum Faulenzen einplant?
Kerstin Wendel: Das ist natürlich von Person zu Person unterschiedlich. Meine Tochter kann gut ruhen, wenn sie Kopfhörer aufhat und sich in ihr Zimmer verkriecht. Ich kann gut ruhen, wenn ich in der Natur bin. Jeder muss seinen Weg finden, wie er zur Ruhe kommt. Häufig ist es so, dass Ruhe uns ganz still macht, Gott tiefer zu begegnen.
ERF Online: Wie handhaben Sie das persönlich mit den Pflichten, die vielleicht in der Woche liegen geblieben sind?
Kerstin Wendel: Davon mache ich sonntags nichts. Ich möchte sonntagabends nicht ins Bett gehen und denken: Was habe ich heute geschafft? Also ich schließe meine Arbeit samstagabends ganz bewusst ab, sowohl das, was ich geschafft habe, als auch das, was liegen geblieben ist. Dann genieße ich es auch, dass ich mich an einem Tag gedanklich gar nicht damit beschäftige. Wenn dann mal was ist, wo ich denke: „Ach, das musst du unbedingt und daran hast du nicht gedacht“, dann schreibe ich es mir schnell auf und stecke meinen Zettel in meine Ablage für Montag und versuche auch mit dem Weglegen des Zettels, es aus meinen Gedanken zu kriegen. Das ist mir in der letzten Zeit wichtig geworden und ich merke, das tut mir gut.
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ERF Online: Gerade wenn Familien sonntags gemeinsam in den Gottesdienst fahren wollen, ist Stau vor dem Bad oder Stress beim Frühstück nicht immer vermeidbar. Haben Sie Tipps, wie Sonntage für jedes Familienmitglied zu einem schönen Tag werden?
Kerstin Wendel: Das Allerwichtigste ist, dass man im Gespräch bleibt. Man sollte immer wieder schauen, was für die Familie dran ist. Momentan haben wir zwei Teenies und daher haben wir es uns angewöhnt, einen offenen Frühstücksstart zu machen. Dann fällt schon einmal die Kritik aus, dass jemand zu spät zum Frühstück erscheint. Stattdessen weiß jeder, ab wann das Frühstück fertig ist und dass man anschließend selbst dafür sorgt, sein eigenes Geschirr in die Spülmaschine zu stellen. Es ist wichtig, dass man als Familie überlegt, was gerade dran ist und was man vielleicht verbessern könnte.
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ERF Online: Wenn jemand sich nun tatsächlich dafür entscheiden sollte, am Sonntag bewusst sein Sonntagsglück zu finden – wie prägt das seine Woche?
Kerstin Wendel: Wenn ich mich sonntagabends mit einem richtig glücklichen Gefühl ins Bett lege, dann habe ich auch wieder richtig Lust zu starten. Aber wenn man das Gefühl hat, das Leben ist ein Hamsterrad, das sich dreht und dreht und dreht, dann startet man natürlich am Montag mit noch mehr Frust oder Erschöpfung. Habe ich aber an irgendeiner Stelle ausruhen können oder innere Freude oder einen tollen Austausch mit tollen Leuten erlebt oder irgendetwas Leckeres gegessen, dann gehe ich auch erfüllter in meine Arbeitswoche und bin dann auch produktiver und besser gelaunt. Daher hat mein Sonntag auch Auswirkungen auf meinen Alltag.
Die Fragen stellte Nelli Löwen.
Auszugsweiser Abdruck mit Genehmigung von ERF Medien und Kerstin Wendel, Copyright 2013 ERF Medien, Wetzlar, Germany. www.erf.de. In: Pfarrbriefservice.de
Der Link zum vollständigen Interview: http://www.erf.de/online/themen/gemeinde-und-mission/sonntagsglueck/3178-542-4446
Das Buch: Wendel, Kerstin: Sonntagsglück. Der Tag zum Auftanken, Faulenzen und Genießen. Taschenbuch, 160 S., Verlag: Brunnen. 8,99 EUR
Datei-Info:
Dateiformat: .doc
Dateigröße: 0,03 MB
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Text: Nelli LöwenIn: Pfarrbriefservice.de