Trotz Scheidung Eltern bleiben
Was Trennungskindern hilft, ist ein respektvoller Umgang miteinander
Als ehemaliger Mitarbeiter einer kirchlichen Lebensberatungsstelle frage ich mich: Warum wird es den Kindern bei einer Trennung so unnötig schwergemacht? Ein Beispiel:
Ein Mann besucht nach der Trennung von seiner Frau seine fünfjährige Tochter und geht mit ihr in den Zoo. Eigentlich ein gelungener Tag für beide, wenn da nicht immer hinterher dieser unausgesprochene Abschiedsschmerz wäre. Der Mann bemerkt die versteckten Tränen in den Augen seiner Tochter und macht seinem Herzen Luft: „Liebes, ich kann ja nichts dafür, dass Du wieder nach Hause zu Deiner Mutter musst. Aber was soll ich denn machen? Ich habe es ja nicht so gewollt! Vergiss nicht, es war Deine Mutter, die mich aus dem Hause geworfen hat und nicht umgekehrt!“
Warum quält man Trennungskinder mit diesen oder ähnlichen Sätzen? Haben denn die Kinder nicht genug damit zu tun, erst einmal die Trennung von Vater und Mutter zu verkraften? Kinder lieben immer beide, Vater und Mutter, ganz gleich, was die beiden miteinander oder gegeneinander haben. Man treibt Kinder mit solchen Sätzen in schwere Konflikte, wenn man sie durch solche Missfallensäußerungen oder einseitigen Schuldzuweisungen regelrecht zwingt, sich auf die eine oder andere Seite zu schlagen. Das genau ist es, was kindliche Seelen nach einer Trennung wirklich auseinanderreißen kann – nicht die Trennung selbst, sondern genau dieser Konflikt.
Vater und Mutter sollten nach der Trennung, zumindest im Beisein ihrer Kinder, stets mit Respekt und Achtung voreinander und voneinander reden. Kinder empfinden diese faire Art als ungeheuer wohltuend. Es hilft ihnen am meisten, die Wunde der Trennung sich allmählich schließen zu lassen. Zuverlässigkeit und Zwanglosigkeit bei der Gestaltung der gemeinsamen Besuchsregelung lassen die Trennungswunden ebenfalls schneller heilen. Ein echtes und ein waches Interesse am Wohlergehen der Kinder sollte im Mittelpunkt des gemeinsamen Sorgerechtes stehen und nicht unausgesprochene Motive, „alte emotionale Rechnungen“ begleichen zu müssen. Jede dritte Partnerschaft scheitert. Weiß Gott – was für ein Unglück! Beide können jedoch nach einer Scheidung trotzdem bis an ihr Lebensende ein guter Vater und eine gute Mutter bleiben. Weiß Gott – was für ein Glück!
Stanislaus Klemm, Dipl. Psychologe und Theologe, In: Pfarrbriefservice.de
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Text: Stanislaus Klemm, Dipl. Psychologe und TheologeIn: Pfarrbriefservice.de