Urlaub mit Hindernissen

Elisabeth Vollmer über einen schönen, aber schwierigen Urlaub mit Kindern zwischen 8 und 13.

Endlich Urlaub! … Wir freuten uns auf zwei ungetrübte Wochen Familienferien in Südfrankreich. Der Campingplatz erwies sich als Glückstreffer, die Landschaft war herrlich und das Wetter verwöhnte uns mit strahlendem Sonnenschein. Optimale Bedingungen also - eigentlich. Denn während die mit uns urlaubenden Familien in bester Laune ihren Urlaub genossen, ging unser Stimmungsthermometer allmählich in den Minusbereich. Streitereien unter den Kindern, genervte Eltern und unterschiedliche Vorstellungen davon, wie was zu laufen hätte ...

Der "netteste Vollmer des Tages"

Aus einer lautstarken Entgleisung am Abend zuvor klug geworden, verzogen wir uns bei strahlendem Sonnenschein in unser Mobilhome. Mit ziemlich bedröppelten Gesichtern saßen wir am Esstisch. Da fiel mir ein kluger Mann ein, der Gruppen begleitet und wann immer die Luft richtig dick ist, alle Beteiligten auffordert zu überlegen, was sie am anderen schätzen ... Ich malte eine Sonne auf ein Blatt Papier und wir sammelten, was die letzten Tage alles gut gewesen war. Erstaunlicherweise kam einiges zusammen. Wir hatten uns nicht nur gestritten. Der Atmosphärenwechsel war krass: Plötzlich fühlte sich das Ganze wieder wie Familie an - nicht wie Krieg. Und in dieser Atmosphäre war es dann auch möglich, die Konfliktpunkte auf den Tisch zu bringen. Reihum konnte jeder sagen, was für ihn schwierig gewesen war, worüber er sich geärgert hatte. Im dritten Schritt sammelten wir, wie wir uns den weiteren Urlaub vorstellten. Wir vereinbarten Regeln, um die Konfliktpunkte zu entschärfen, planten, was wir Schönes miteinander unternehmen wollten und als "Special Act" würden wir jeden Abend in geheimer Wahl den "nettesten Vollmer des Tages" wählen. Am ersten Abend war es sehr witzig, geheimnisvoll und gut. Es gab einen "nettesten Vollmer", aber auch die anderen Kinder hatten eine Stimme bekommen. Am zweiten Abend ging ein Kind leer aus - obwohl es eigentlich auch viel "Nettes" gegeben hatte. Wir merkten, dass dieses System nur bedingt gut war und führten stattdessen eine "Abendrunde" ein: Jeden Abend versammelten wir uns am Esstisch und sagten einander zu, was wir heute am anderen Gutes gesehen hatten. Dann wurden in einem feierlich-witzigen Akt alle zum „nettesten Vollmer" gekürt.

Gutes zugesagt

Diese Abendrunde war für uns die Entdeckung schlechthin. Jeder von uns hat es genossen, am Abend vor versammelter Mannschaft Gutes zugesagt zu bekommen und diese Zusagen haben den nächsten Tag geprägt und dazu motiviert, Gutes zu tun. Wir wollten als Eltern abends jedem Kind etwas Gutes zusagen. Die Kinder unter diesem Blickwinkel anzuschauen, haben wir als ungemein positiv erlebt. Die Atmosphäre bei dieser Abendrunde hat es ganz natürlich gemacht, auch Gott für all das Gute zu danken. …

Elisabeth Vollmer lebt mit ihrem Mann und ihren Kindern Tabea (8), Jonas (11) und Simon (13) in Merzhausen bei Freiburg.
Mit freundlicher Genehmigung entnommen der Zeitschrift family 3/08. www.family.de