Warum? Oder lieber Wozu?
Das Christfest ist die richtige Zeit, Gott an seine Verheißungen zu erinnern
So schnell kann’s gehen: Totensonntag saß meine Mutter noch in der Kirche und sang: „Wer weiß, wie nahe mir mein Ende!“, am 1. Advent stand ich - ein Jugendlicher - an ihrem Sarg und dachte: Jetzt wird es nie wieder Weihnachten. In solch dunklen Situationen befinden sich manche in diesen Tagen. Trauer, Trennung oder Krankheit hören ja nicht auf, weil Advent ist. Die hilflosen Fragen: „Wie kann Gott das zulassen?“ und „Warum geschieht das ausgerechnet mir?“ melden sich gerade zum Christfest und lassen sich nicht auf das nächste Jahr verschieben.
Jesus lehnte es ab, angesichts einer Krankheit die Warum-Frage zu stellen, er fragte nach dem Wozu. „Warum?“ kreist um die Vergangenheit und grübelt immer wieder über Ursachen und Schuld. „Wozu?“ schaut nach vorn und fragt nach möglichen Zukunftsperspektiven.
Damals konnte ich meinem Verlust beim besten Willen nichts Gutes abgewinnen. Ich konnte nur auf den hoffen, der uns versprach: „Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.“
Das Christfest ist die richtige Zeit, Gott an seine Verheißungen zu erinnern und zu fragen, was er noch mit unserem Leben vorhat. Ich gehöre zu den Menschen, die nach Jahrzehnten rückblickend sagen: So dunkel die Zeit damals war, sie hat mich auch weiter gebracht. Vor allem näher zu Gott.
Hinrich C.G. Westphal
Aus: Der Andere Advent 2009/2010, Verein Andere Zeiten, www.anderezeiten.de
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Text: Hinrich C.G. WestphalIn: Pfarrbriefservice.de