Was ist dein Preis?
Gedanken zur Barmherzigkeit
In dem Filmdrama von 1968 „In den Schuhen des Fischers" gibt es eine Schlüssel-Szene. In der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre steht die Welt kurz vor einem neuen Weltkrieg. Die chinesische Regierung ist nicht mehr in der Lage, die stark wachsende Bevölkerung zu versorgen. Da von den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion Sanktionen gegen China verhängt worden sind, droht ein von Peking ausgehender Krieg auszubrechen. Erzbischof Kiril Lakota wird, nachdem er im sibirischen Gulag 20 Jahre Zwangsarbeit leisten musste, überraschend zum Papst gewählt. Als Papst Kiril vermittelt er bei einem geheimen Treffen zwischen dem russischen Ministerpräsidenten Kamenew und dem Führer der Chinesen, Peng. Dort kommt es zu folgendem Dialog:
Kiril: „Also sagen Sie mir, was kann ich tun?"
Peng: „Bezahlen Sie den Preis, den wir zahlen müssen."
Kamenew: „Welches Opfer erwarten Sie von ihm, Genosse? Was soll er tun?"
Peng: „Dass ich zu diesem Gespräch kam, ist mehr als nur ein taktisches Spiel. Es kann mich vielleicht den Kopf kosten, wenn ich mit leeren Händen heim komme. Das ist mein Risiko. Und was ist Ihres?"
Betroffen und schweigend verlässt der Papst das Treffen. Wenig später findet bei der Amtseinführung die Krönung des Papstes statt, Kiril nimmt jedoch die Tiara wieder ab und gibt seinen Entschluss bekannt, das Vermögen der Kirche an die Armen und Hungrigen zu geben, um einen drohenden Weltkrieg um Nahrung zu verhindern.
Der Gedanke verfolgt mich schon seit längerem: Was ist dein Preis, dein Risiko!?
Von Kardinal Walter Kasper stammt der Satz: „Die Barmherzigkeit ist Gottes kreative, schöpferische Gerechtigkeit''. Sie ermöglicht individuell neues Leben, Neu-Anfang; sie ist aber auch alternative Gesellschaft, Reich Gottes, Paradies auf Erden, neue Schöpfung.
Müsste ich nicht, um zum Beispiel Armut zu bekämpfen, höhere und gerechtere Preise für Waren und Dienstleistungen bezahlen!? Müsste ich nicht, um Fremde zu beherbergen, meine Wohnung mit ihnen teilen? Müsste ich nicht als Institution Kirche einen erneuten Anlauf zu einer verlässlichen Partnerschaft segnend unterstützen? Müsste ich nicht als Staat ein verlässliches Grundeinkommen sichern? Müsste ich mich nicht selbst in den Dreck, die Verlassenheit, die Ausweglosigkeit setzen? Was ist dein Preis, dein Risiko!?
Das Logo zum Heiligen Jahr der Barmherzigkeit ist vom Jesuiten Marko I. Rupnik. Es zeigt Christus, den guten Hirten, der sich den verlorenen Menschen wie eine Last auf die Schultern lädt. Zwei Gesichter mit einem gemeinsamen Auge: Christus sieht mit dem Auge des Menschen, der Mensch mit dem Auge Gottes. In der unbedingten Solidarität liegen Würde und Hoffnung, wahre Menschlichkeit.
Pfarrer Martin Weber
Quelle: Pfarrbrief der Kirchengemeinde Heilig Kreuz Ibbenbüren, Frühjahr/Ostern 2016, www.heiligkreuz.info, In: Pfarrbriefservice.de
Hinweis: Das offizielle Logo zum Heiligen Jahr der Barmherzigkeit bekommen Sie bei der Pressestelle der Deutschen Bischofskonferenz. Bitte schreiben Sie eine Mail an pressestelle@dbk.de.
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Text: Pfarrer Martin WeberIn: Pfarrbriefservice.de