Was Koran und Bibel den Menschen tun lassen
Christentum und Islam im Vergleich (34)
Muslime und Christen beten zum gleichen Gott. Abraham, Moses, Jesus und Maria sind im Koran häufig erwähnt. Der Koran erzählt sogar ganze Kapitel der Bibel nach. Aus dieser gemeinsamen Überlieferung leiten jedoch Islam und Christentum sehr unterschiedliche Vorgaben für das Handeln des Menschen ab. Diese führen zu einem jeweils anderen Lebensgefühl. Judentum und Christentum nehmen den Menschen nachdrücklich in die Verantwortung, der Islam sieht Gott als den, der das Handeln weitgehend bestimmt.
Mehr Gestaltungsraum für Christen, weniger für Muslime
Eine Konsequenz zeigt sich im Wirtschaftsleben. Die muslimischen Länder müssen Technik aus dem christlichen Westen wie auch aus China und Japan importieren. Das gilt auch für die Umweltthematik. Die arabischen Länder sehen ihre Ölvorräte als Geldquelle. Obwohl der Koran die gleiche Schöpfungstheologie vertritt wie die Bibel, ist Einsatz für die Umweltfragen in den muslimischen Ländern kaum zu registrieren. Das ist in der Vorstellung begründet, wie Gott und Mensch zusammenwirken. Gott lässt Juden und Christen sehr viel mehr Spielraum als Allah den Muslimen. Der Islam stellt die Absolutheit, die Handlungsfähigkeit Gottes heraus. Was Allah allein zugeschrieben wird, nämlich etwas zu erschaffen, motiviert zur Unterwerfung unter seinen Willen und lässt dem Menschen weniger Gestaltungsraum.
Nach dem Koran bestimmt Allah alles und ohne sein Einwirken kann vom Menschen nichts realisiert werden. In Sure 37,96 wird auch von den Werken des Menschen gesagt: „Allah hat euch erschaffen und das Werk eurer Hände.“
Gott als Urheber des Bösen?
Während die Christen Gott nicht als Urheber des Bösen bezeichnen, das ihnen widerfährt, gehen die muslimischen Theologen davon aus, dass auch das Schlechte, das dem Menschen zusetzt, von Allah herkommt. Hier ist auch der Grundgedanke leitend, dass Allah allein etwas erschaffen kann. Maktubat-i Rabbani (1563-1624) sagt, dass Allah nichts von seiner Schöpfungskraft und von dem, was er will, dem Menschen übereignet hat. Von Abd al-Jabbar Hamadani, gestorben 1024, ist überliefert: „Alle guten Dinge sind von Allah geschaffen, weiter alle bösen Dinge überhaupt alles ist von Allah geschaffen. Niemand anderes als Er sind in der Lage, etwas zu erschaffen.“
Die Christen haben das Gleichnis von den Talenten im Ohr: Gott hat dem Menschen unterschiedlich viele Begabungen gegeben, mit denen er etwas anfangen soll. Wer viel erhalten hat, von dem erwartet Gott auch entsprechend mehr.
Koran und Bibel fordern Eigeninitiative unterschiedlich
Es ist auch der unterschiedliche Stellenwert von Koran und Bibel, durch den Juden und Christen sich zu mehr Initiative herausgefordert fühlen. Im Koran spricht Gott selbst, der Muslim muss ihn daher wörtlich verstehen. Die Bibel ist von Menschen verfasst. Zudem gibt es vier verschiedene Evangelien für das eine Jesusereignis. Juden und Christen müssen daher sehr viel mehr die Texte vergleichen und Wort für Wort analysieren, um den jeweiligen Text angemessen zu verstehen. Sie können auch nicht an einem Satz kleben, sondern müssen diesen in das Gesamt der Bibel einordnen.
Dr. Eckhard Bieger und Vladimir Pachkov, In: Pfarrbriefservice.de
Die beiden Jesuiten Dr. Eckhard Bieger, Frankfurt, und Vladimir Pachkov, Moskau, beleuchten in einer mehrteiligen Reihe auf Pfarrbriefservice.de Unterschiede und Gemeinsamkeiten im Christentum und im Islam. Sie wollen damit das Gespräch zwischen Christen und Muslimen fördern.
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Text: Dr. Eckhard Bieger und Vladimir PachkovIn: Pfarrbriefservice.de