Wer ist der Heilige Geist?
Christentum und Islam im Vergleich (15)
Christentum: Der Heilige Geist als dritte göttliche Person
Christen ist der Geist Gottes geschenkt. Er eröffnet ihnen Zugang zu Gott und eröffnet ihnen die Erkenntnis Jesu im Glauben. Schon die Propheten sprechen aus dem Geist Gottes. Auf Jesus lässt sich Gottes Geist bei der Taufe durch Johannes nieder. Hier wird die Taube als Bild für den Geist ausdrücklich erwähnt. Auch wenn Jesus nicht mehr unter uns in dieser Welt ist, bleibt er gegenwärtig in seinem Geist. Die Apostelgeschichte kann man als das Buch über das Wirken des Geistes lesen. Den Geist Gottes spürt der Christ in der inneren Gestimmtheit. Im Galaterbrief heißt es: „Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung.“ (Gal 5,22-23a). Es gibt nicht nur den Geist Gottes, dessen Stimme der Mensch in seinem Inneren hört, sondern auch andere Geister, die oft gegen den Heiligen Geist agieren. Deshalb braucht es die Unterscheidung der Geister. Schließlich führt der Geist den Christen ins Ewige Leben, „wer aber im Vertrauen auf den Geist sät, wird vom Geist ewiges Leben ernten.“ (Gal 6,8b). Den Christen wurde deutlich, dass der Geist als eigene Person dem Vater und dem Sohn gleich ist. Im Glaubensbekenntnis bekennen die christlichen Kirchen: „Wir glauben an den Heiligen Geist, der Herr ist und lebendig macht, der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht, der mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht wird …“
Islam: Der Heilige Geist und der Erzengel Gabriel werden wie eine Person
Der Koran hat die Aussagen über den Geist Gottes zu einem guten Teil übernommen. Deshalb spielt der Heilige Geist eine große Rolle im Koran. Er ist der Mittler zwischen Gott und Mohammed. In dieser Funktion überbringt er den Koran an den Propheten. Er wird allerdings von den Muslimen als ein anderer Name für den Engel Gabriel gedeutet. Denn anders als im Christentum kann der Geist nicht auf der Stufe Gottes stehen, sondern muss ein Geschöpf sein.
Die Gelehrten im Islam versuchten, „Geist“ als einen exklusiven Namen von Gabriel im Gegensatz zu den anderen Engeln zu erklären. So schreibt Ar-Razi: „Er wurde ‚Geist‘ genannt, denn er wurde aus dem Geist Gottes erschaffen.“ Er wird „vertrauenswürdig" genannt, weil er mit den Offenbarungen betraut wurde, die er dem Propheten, wie auch Moses und Jesus übermittelt: „Wir gaben Moses fürwahr das Buch und ließen Gesandte folgen in seinen Fußstapfen; und Jesus, dem Sohn der Maria, gaben Wir offenkundige Zeichen und stärkten ihn mit dem Geiste der Heiligkeit ...“ Sure 2,87
Der Beweis dafür, dass Gabriel „der Heilige Geist“ ist, ist der häufige Verweis auf ihn, dass er es war, der den Koran zum Propheten Mohammed brachte und dass er es ist, der ihn zusammen mit den anderen Propheten unterstützt.
Dr. Eckhard Bieger und Vladimir Pachkov, In: Pfarrbriefservice.de
Die beiden Jesuiten Dr. Eckhard Bieger, Frankfurt, und Vladimir Pachkov, Moskau, beleuchten in einer mehrteiligen Reihe auf Pfarrbriefservice.de Unterschiede und Gemeinsamkeiten im Christentum und im Islam. Sie wollen damit das Gespräch zwischen Christen und Muslimen befördern.
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Text: Dr. Eckhard Bieger, Vladimir PachkovIn: Pfarrbriefservice.de