"Wer nur an sich denkt, wird krank"

Interview mit Klaus Griesenbeck, einem Bundesfreiwilligendienstler

(Hinweis: Freigabe nur für gedruckte Pfarrbriefe)

Er schob Rollstühle und begleitete alte Menschen zum Arzt. Der ehemalige Chefarzt Klaus Griesenbeck arbeitete ein Jahr lang als Bundesfreiwilligendienstler in einem Seniorenheim. Fünf Fragen an Klaus Griesenbeck.

Wann merkten Sie: Ich will etwas tun – ich kann nicht anders?

Klaus Griesenbeck: Das Gesetz zum Bundesfreiwilligendienst, das die Regierung als Nachfolge für das Zivildienstgesetz herausbrachte, halte ich für eine herausragende politische Leistung. Es ist gut, dass die Möglichkeit, sich für die Belange und Notlagen der Gesellschaft einzusetzen, nicht nur jungen Menschen eingeräumt wird. Auch Ältere können so ihr Fachwissen und ihre große Lebenserfahrung einbringen.

Dass es äußerst befriedigend ist, für andere etwas zu tun, das habe ich in meinem Beruf als Chirurg erfahren. Auch als evangelischer Christ und als Rotarier fühle ich mich der lebenslangen Nächstenliebe verpflichtet. Wer nur an sich denkt, wird krank! Knapp gesagt: Ich war neugierig, wie der Bundesfreiwilligendienst funktioniert, und habe mich in einem Seniorenheim in meiner Nähe beworben.

Ihr größtes Erfolgserlebnis?

Klaus Griesenbeck: Dass ich von den Senioren im Heim vorbehaltlos akzeptiert wurde. In vielen Gesichtern sah ich das Fragezeichen: „Für Geld wird er das nicht machen? Macht er wohl für Gottes Lohn.“ Obwohl ich doch eine stattliche Aufwandsentschädigung von 330 Euro bekommen habe.

Was macht Ihnen Ihr Engagement schwer oder ärgert Sie?

Klaus Griesenbeck: Das Ärztliche wollte ich in meiner Arbeit als Bufdi nicht so sehr in den Vordergrund stellen. Aber ich habe erfahren, dass die Versorgung von sehr alten Menschen in ärztlichen Praxen und besonders in Krankenhäusern unzumutbar ist. Und mir sind viele Ideen gekommen, um die Situation zu verbessern. Etwa dass die Heimbewohner Hausbesuche bekämen, anstatt lange in einer Praxis warten zu müssen. Immerhin: Meine Ideen sind wohlwollend von der Heimleitung aufgenommen worden.

Was wünschen Sie sich?

Klaus Griesenbeck: Es gibt leider viele alte Menschen, die gar nicht auf die Idee kommen, dass sie etwas für andere tun könnten. Ich wünsche mir viel mehr Menschen, auch und gerade im Rentenalter, die für das Gemeinwohl streiten und schaffen. Dazu braucht es relativ wenig Geld und nicht viele politische Rahmenbedingungen. Der Ruck zu einer Veränderung muss in jedem Einzelnen stattfinden.

Was ist Ihre Vision von einer "besseren Welt"?

Klaus Griesenbeck: Wir leben bereits in einer der besten Welten. Ich empfinde es als Gnade, fast ein ganzes Leben im Frieden gelebt zu haben. Diese Welt ist nicht das Paradies und wird es nicht werden. Ich würde mir mehr zufriedene Menschen im Wohlstand wünschen.

In Schwarzafrika habe ich eine Menge glücklicher Menschen getroffen, die in völliger Armut gelebt haben. Diesen Widerspruch würde ich gerne gemeinsam mit anderen weiter lösen. Das Ziel, eine bessere Welt zu bauen, sollte für jeden Einzelnen dem Leitbild folgen: "Mehr geben, weniger nehmen!"

Quelle: www.ichkannnichtanders.de, In: Pfarrbriefservice.de

Klaus Griesenbeck, Jahrgang 1941, war früher Chefarzt einer chirurgischen Klinik und absolvierte 2012 seinen Bundesfreiwilligendienst in einem Darmstädter Seniorenheim. Er moderierte dort politische Diskussionsrunden, ging aber auch für die Bewohner einkaufen, begleitete sie zum Arzt oder besuchte sie, wenn sie im Krankenhaus lagen. Als Bufdi sah er andere Dinge als als Chefarzt und bemerkte etwa, wie allein die Patienten im Krankenhausalltag gelassen werden. Griesenbeck lebt in der Nähe von Darmstadt. Er ist verheiratet und hat drei erwachsene Söhne sowie vier Enkelkinder. Vor seinem Bufdi-Einsatz arbeitete er, bereits berentet, als Chirurg mit den freiwilligen rotarischen Ärzten in Ghana/Westafrika.

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