Wie Martin teilte
Der Martinsmantel erzählt
Wahrscheinlich habt ihr noch nie erlebt, dass ein rotes Tuch spricht. Aber ich habe so was Tolles erlebt – das muss ich euch einfach erzählen. Für euch sehe ich nur aus wie ein normales Stück Stoff. Aber eigentlich bin ich ein Soldatenmantel – ich muss wohl eher sagen: war. Denn das ist schon ganz lange her. Früher, vor 1.700 Jahren, trugen die Soldaten einen Umhang, der sie wärmte. Damals gab es noch nicht so Mäntel und Jacken, wie ihr sie heute habt.
Ich gehörte Martin, einem Offizier in der Armee des römischen Kaisers. Amiens heißt die Stadt, in der wir waren. Das liegt in Frankreich. Kalt war es an diesem Abend, sehr kalt. Martin wickelte mich ganz fest um sich und freute sich schon darauf, bald am warmen Kamin zu sitzen. Wir ritten an der Stadtmauer entlang und kamen gerade zum Stadttor. Nur noch schnell heim ...
Mit einem Schwert entzweigeschnitten
Plötzlich hielt Martin an. Was war los? Ich schaute mich um und da sah ich es: Vor uns saß ein Bettler in zerlumpten Kleidern am Boden. Seine Hände und Füße waren fast starr vor Kälte. Trotzdem streckte er uns die Hand entgegen: „Helft mir doch! Mich friert es so! Teilt mit mir! Hunger hab’ ich auch!“
„Der arme Mann. Es ist doch so kalt!“, dachte ich noch und spürte schon einen Stich. Martin hatte mich abgenommen und schnitt mich mit seinem Schwert in zwei Stücke! Eines davon legte er dem Bettler um: „Hier, mehr habe ich nicht dabei. Ich kann nur meinen Mantel mit dir teilen. Hoffentlich schenkt er dir ein bisschen Wärme!“
Der Traum
Am nächsten Morgen hörte ich Martin beim Aufstehen murmeln: „Komisch, was ich heute geträumt habe. Ich habe Jesus gesehen. Er hatte meinen halben roten Mantel an. Und er sagte: ‚Danke, Martin, dass du deinen Mantel mit mir geteilt hast! Was du einem anderen Gutes tust, das tust du mir.‘“ Martin saß auf seinem Bett und schüttelte den Kopf: „Toller Traum! Ich will noch mehr von Jesus erfahren und mich taufen lassen. Ja, ich möchte Christ werden. Heute gehe ich gleich zu Bischof Hilarius.“
Ab da änderte sich unser Leben gewaltig, denn Martin wollte auch kein Soldat mehr sein. Später wurde er sogar Bischof. Aber das bekam ich lange gar nicht so recht mit, denn ich war immer noch so baff: Was für eine tolle Idee Martin da hatte bei dem Bettler. Ab jetzt konnte ich zwei Menschen wärmen. Teilen ist doch eine tolle Sache!
Martina Kraus
Quelle: Kindermissionswerk „Die Sternsinger“, www.sternsinger.de, In: Pfarrbriefservice.de
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Text: Martina Kraus, www.sternsinger.deIn: Pfarrbriefservice.de