„Willkommen in Moroto. Fühl dich wie zuhause.“
Eine Deutsche in Afrika (1)
Ich fühlte mich in dieser Kleinstadt mit ca. 14.000 Einwohnern sofort willkommen, da ich in den ersten Wochen täglich hörte: „Willkommen in Moroto. Fühl dich wie zuhause.“ Dennoch habe ich erst jetzt, nach vier Monaten bei Caritas Moroto im Nordosten Ugandas, das Gefühl, angekommen und mit lokalen Gegebenheiten und Werten ein Stück vertrauter zu sein. So verstehe ich die Bedeutung der Kühe für die hiesigen Bewohner oder durchblicke die Rollenverteilung zwischen Mann und Frau.
Moroto liegt mitten in der überwiegend trockenen Savanne und ist umgeben von Rundhüttensiedlungen der sogenannten Pastoralisten: halb-nomadischen Hirten, die mit ihrem Vieh umherziehen, um Weiden zu finden. Bei der Caritas führen wir ein Projekt zur Wasser- und Sanitärversorgung in diesen Siedlungen durch. Zum Stadtbild von Moroto gehören ein Krankenhaus, mehrere Grund- und Sekundarschulen, zwei Banken, eine Post, lokale Behörden, ein Gemüsemarkt, einige kleine Läden, jede Menge Ziegen, Bodas (Motorradtaxis) und weiße Geländewagen der sehr vielen internationalen Hilfsorganisationen, die hier verschiedene Programme durchführen; angefangen bei der Ernährungssicherung über Wasser- und Sanitärversorgung bis hin zu Impfungen der Kühe und Ziegen.
Ich wohne mit einer weiteren „Freiwilligen“ in einem Steinhaus mit drei Zimmern, Küche, Bad, Strom, fließendem Wasser und gefliestem Fußboden. Das ist was Besonderes. Unser Wachmann Marco wohnt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern genau gegenüber in einer kleinen Lehmhütte ohne Strom oder fließend Wasser, wie die meisten Menschen hier. So haben wir jeden Tag unser Privileg vor Augen, dass wir als „Freiwillige“ einen Wohnstandard haben, den sich hier nur sehr gut Betuchte leisten können. Insgesamt bekommen wir mit unserem Verpflegungs- und Taschengeld plus Miete und Unkosten so viel Geld wie unsere einheimischen Kollegen bei der Caritas, nur dass wir in unseren Augen „freiwillig“ arbeiten. Marco kümmert sich um das Grundstück, um die Ziegen der Vermieterin und verbrennt auch unseren Müll. Dazu haben wir eine Müllgrube auf unserem Grundstück, die er regelmäßig anzündet. Die Alternative zum Müllverbrennen ist, den Müll ins freie Feld zu werfen. Am Anfang taten wir uns mit dieser Entscheidung sehr schwer, und wir suchten nach der dritten für uns akzeptablen Alternative – Recycling und Müllverbrennungsanlagen mit Filtern –, die es jedoch nicht gibt. Nun versuchen wir Kunststoff zu vermeiden. Das wiederum ist schwierig, wenn wir nicht nur die frischen unverpackten Produkte vom Markt kaufen, sondern importierte verpackte Produkte, die für uns hier Luxus sind und zum Wohlfühlen beitragen, zum Beispiel Schokocreme, Mayonnaise oder Haferflocken. Das Interessante daran: Wenn ich in Deutschland bin, esse ich das nie, aber hier freue ich mich darüber wie ein kleines Kind.
Patricia Henning, In: Pfarrbriefservice.de
Patricia Henning (geb. 1987) stammt aus Kella im thüringischen Eichsfeld. Die junge Frau engagiert sich seit August 2016 für ein Jahr in der ugandischen Stadt Moroto für die Welthungerhilfe und die Caritas Uganda im Rahmen des entwicklungspolitischen Freiwilligendienstes „weltwärts“ des Bundesentwicklungsministeriums. Ihre Eindrücke und Erfahrungen schildert sie in der Pfarrbriefservice-Reihe „Eine Deutsche in Afrika“.
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Text: Patricia HenningIn: Pfarrbriefservice.de