Wozu islamisch-christlicher Dialog?

Vom Nutzen des Dialogs auf religiösem Gebiet

[…] Wem nutzt Dialog? Papst Paul VI hat 1967 in Istanbul formuliert, dass Muslime und Christen aufgerufen sind, zusammen für soziale Gerechtigkeit, moralische Werte, Frieden und Freiheit einzutreten. Telefonseelsorge, Krankenpflege, Altersheime, Rauschgiftbekämpfung, Arbeitslosigkeit, Umwelt usw. sind sicher Bereiche, in denen Zusammenarbeit angesagt und unproblematisch ist.

Nutzen des Dialogs auf religiösem Gebiet

Welchen Nutzen soll aber Dialog auf religiösem Gebiet bringen, wenn jede der Abrahams-Religionen zutiefst davon überzeugt ist, schon allein im Besitz der vollen Wahrheit zu sein? Religiöser Dialog kann dazu benutzt werden, Positionen des eigenen Glaubens, die aus dem Blickfeld geraten sind, neu einzuordnen.

Theologisch gesehen sieht sich der Christ als "Kind" Gottes, während sich der Muslim mehr als sein "Diener" versteht. Mir scheint deshalb der Christ immer in Gefahr zu sein, Gott als den Papa zu sehen, der es schon richten wird. Er kann vom Muslim lernen, die Erhabenheit des Schöpfers neu zu überdenken.

Andererseits gibt es kaum ein religiöses Gespräch zwischen Muslimen und Christen, das nicht nach einiger Zeit bei der Dreifaltigkeit landet. Viele Muslime wissen nicht, dass das, was der Koran als Dreifaltigkeit aufzählt, mit der Dreifaltigkeit der heute lebenden Christen nichts zu tun hat. Der Koran kritisiert in Sure 5/116 eine Vorstellung, bei der Gott aus "Allah, Jesus und Maria" besteht. Eine christliche Sekte, die das glaubte, gab es tatsächlich zur Zeit Mohammeds in Arabien. Sie war aber schon damals eine Minderheit und besteht heute nicht mehr. Hier kann der Muslim vom Christen lernen, dass er die auf einen speziellen Fall bezogene koranische Kritik nicht gedankenlos auf alle heute lebenden Christen anwenden darf.

Die Reihe der Beispiele ließe sich fortsetzen. Ganz allgemein kann gesagt werden, dass Fragen, die von einer anderen Religion und aus einer anderen kulturellen Tradition heraus an den eigenen Glauben gestellt werden, für einen religiös interessierten Menschen eine große geistige Herausforderung darstellen. Keine noch so gelungene Predigt eines Glaubensgenossen kann so herausfordernd sein wie die Frage eines Andersgläubigen, die einen im ersten Augenblick verblüfft und sprachlos macht. […]

Klaus Schuenemann
Quelle:
http://www.chrislages.de/diawozu.htm.  Dort ist auch der volle Wortlaut des Textes zu finden.

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Text: Klaus Schuenemann
In: Pfarrbriefservice.de