Zum Muttertag

Brief einer Mutter an ihr Kind

Mein lieber Sohn!
 
Nun ist bald wieder der Tag gekommen, an dem Du mir dankbar sein musst. Du musst mir Pralinen schenken oder Blumen. Du sollst mir den Frühstückstisch decken und mich den ganzen Tag über mit Deinen Aufmerksamkeiten begleiten. „Danke, liebe Mutter, dass es dich gibt. Danke für die kummervollen Nächte an meinem Krankenbett. Danke für deine grauen Haare und deine faltigen Hände. Danke für all die Opfer, die du meinetwegen vollbracht hast... "
 
Wie schade wäre es um Deinetwillen und um meinetwillen, würdest Du in diesem Sinne der allgemeinen Verlogenheit an diesem Tag folgen. Denn eines kann ich Dir mit Gewissheit sagen: Opfern wollte ich mich für Dich nicht - und die faltigen Hände und grauen Haare werden eines Tages auch ohne Dich kommen.
 
Dennoch glaube ich, dass es über den Muttertag hinaus einen viel tieferen Grund zur Dankbarkeit gibt, und dieser Dank gebührt weder Dir noch mir. Es ist der Dank für das Geschenk unseres Zusammenseins. Ich nenne es auch den Dank für eine neue Existenz. Ohne Dich wäre mein Leben leichter - durch Dich ist es sinnvoller. Ein Kind, so heißt es, muss sich in seiner Mutter spiegeln können. Ich empfinde es auch umgekehrt: In Dir begegne ich mir wie in einem Spiegel mit allen meinen Schwächen und Stärken.
 
In dieser Hinsicht bist Du mir ein beharrlicher Lehrmeister, eine unablässige Herausforderung. Du bist unbequem. Meinen Stillstand duldest Du nicht. Du willst wachsen - und mit jedem neuen Zentimeter, den Du an innerer und äußerer Größe hinzugewinnst, erkennst Du nach der ersten Freude voller Trauer, dass Du immer noch viel zu klein bist angesichts der vielen Fragen und Aufgaben, die das Leben an Dich stellt.
 
An Dir, lieber Sohn, bin ich gewachsen. In der äußeren Enge spüre ich die innere Weite, im Verzicht den Reichtum, im hemmungslosen Zorn die grenzenlose Liebe. In dieses Spannungsfeld hinein bist Du geboren.
Kleiner Wanderer zwischen so vielen Welten. Das einzige, was ich Dir voraus habe, ist ein kurzes Stück mehr Weg.
 
Wofür willst Du mir am Muttertag danken? Ich gebe Dir mein Gutes, und ich gebe Dir mein Schlechtes. Es ist so viel und doch so wenig. Und so, wie Du jeden Morgen voller Mut und Tatkraft den neuen
Tag wie ein neues Leben empfängst, begrüße ich die neue Chance, es heute vielleicht ein bisschen besser zu machen als gestern.
 
(Genaue Quelle unbekannt)
entnommen aus: Kindermessbörse 97-1

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In: Pfarrbriefservice.de