Zur Taube als Symboltier für den Heiligen Geist

Das Mittelalter verdeutlichte die Herabkunft des Heiligen Geistes durch brennendes Werg, das aus dem Kirchengewölbe auf die versammelte Gemeinde rieselte. Andernorts wurde eine lebende oder auch eine hölzerne Taube als Symbol des Heiligen Geistes herabgelassen (Heilig-Geist-Schwingen).

Seit dem Konzil von Nicäa wird der Heilige Geist als Taube dargestellt. Zuvor wählte man die Gestalt einer Frau (Hagia Sophia) oder eines Jünglings, der sich nur in manchen Darstellungen der Dreifaltigkeit erhalten hat. Die Taube, die seit dem Barock verstärkt zum Symbol von Pfingsten wurde, ist ein Symboltier, dessen Ansehen bis heute sehr gelitten hat. Exegetisch ist das Symbol nicht ganz eindeutig, denn es heißt in der Heiligen Schrift an drei Stellen einheitlich (Mt 3,16; Mk 1,10; Joh 1,32), der Geist Gottes sei wie eine Taube, aber nicht als eine Taube herabgekommen. Allerdings schreibt Lukas, der Geist Gottes sei „sichtbar in Gestalt einer Taube” herabgekommen (Lk 3,22).

Die Taube hat als Symbol einen radikalen Bedeutungsverlust erlitten: Der „Vogel der Könige” wurde erst zur Brieftaube des kleinen Mannes und schließlich in unseren Großstädten zur „Ratte der Lüfte”. Als Bild des Heiligen Geistes erschließt sich die Taube vielen Menschen nicht mehr, die sich nicht von der zeitgebundenen Konnotation lösen können. Im Barock dagegen war die Taube als Symboltier des Heiligen Geistes beliebt und darum wurden vor allem Hospize und Hospitäler gerne „Zum Heiligen Geist” genannt. Die Taube galt als Ikon und Erkennungszeichen praktizierter Nächstenliebe.

© Dr.theol. Manfred Becker-Huberti, Köln, Quelle: www.brauchtum.de

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Text: Dr. Manfred Becker-Huberti
In: Pfarrbriefservice.de