Protest im Libanon: Die Veränderung kommt
Peter Weidemann
Syrien und der Libanon sind 2020 Schwerpunktländer der Misereor-Fastenaktion. Während in Syrien der Krieg tobt, steht der Libanon faktisch vor der Staatspleite. Die soziale und wirtschaftliche Ungleichheit in der libanesischen Bevölkerung spitzt sich zu. Immer mehr Familien im Libanon sind verschuldet, eine wachsende Zahl der Kinder ist mangel- oder unterernährt, viele von ihnen müssen arbeiten. Schätzungen zufolge lebt ein Viertel der Einwohner(innen) unterhalb der Armutsgrenze, während wenige reiche Familien das Land politisch beherrschen und ausbeuten. Jegliches Vertrauen in die Politik und die Repräsentanten des Staates ist verloren. Als die Regierung im Oktober 2019 eine Steuer auf die Nutzung des Messengerdienstes WhatsApp erheben wollte, löste das landesweit Proteste aus. Dazu muss man wissen, dass vielen Menschen das Telefonieren im Libanon zu kostspielig ist und deshalb die Kommunikation vor allem über WhatsApp abläuft. Die Revolution brachte die Regierung zu Fall. Dennoch zeichnet sich unter den jetzigen politischen Voraussetzungen nicht ab, dass sich eine funktionierende Staatlichkeit aufbauen kann, die in der Lage wäre, eine der Situation entsprechende Politik zu gestalten. Besonders hart ist die Lage für die Flüchtlinge aus dem benachbarten Kriegsland Syrien. Die Einführung der Visumspflicht für Syrer(innen) hat immer mehr Flüchtlinge zusätzlich in die Illegalität getrieben; Verarmung und Vulnerabilität nehmen zu. Je länger die Flüchtlinge im Land bleiben müssen, umso mehr verschlechtert sich die Versorgungslage. Der Ausgrenzungskurs in Gesellschaft und Politik hat angesichts ungelöster innenpolitischer Krisen im vergangen Jahr weiter zugenommen.
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Bild: Peter WeidemannIn: Pfarrbriefservice.de