Pfarrbriefe sind wichtig und erfolgreich darin, Menschen zu erreichen. Das haben die Ergebnisse des jüngsten MDG-Trendmonitors Religiöse Kommunikation 2020/21 erneut eindrücklich gezeigt. Laut der Studie ist der Pfarrbrief „das kirchliche oder religiöse Medium, das von Katholiken mit Abstand am häufigsten genutzt wird“.¹ (lesen Sie auch hier). Grund also, sich als Engagierte in der Pfarrbriefarbeit zu freuen und sich bewusst zu machen, wie wichtig die eigene Arbeit ist.
Doch dabei sollte es nicht allein bleiben. Die Ergebnisse der Studie zeigen auch Bedenkenswertes und Veränderungspotenzial für die Zukunft.
1. Regelmäßige Leser nehmen ab, „Durchblätterer“ nehmen leicht zu
Ja, es stimmt. Der Pfarrbrief ist das kirchliche Medium, das von Katholiken am häufigsten genutzt wird. Aber auch hier gehen die Leserzahlen zurück, von 57 Prozent 2009 auf 50 Prozent 2020. Zu den Lesern zählen laut Studie die, die „regelmäßig“ den Pfarrbrief lesen, sowie die, die „hin und wieder“ hineinschauen. Der Leserrückgang um 7 Prozent betrifft aber nur die Gruppe der regelmäßigen Leserinnen und Leser. Nicht mehr 33 Prozent, wie 2009, gaben an, den Pfarrbrief regelmäßig zu lesen, sondern nur noch 25 Prozent. Die Gruppe der „Hin-und-wieder-Leser“ ist demgegenüber von 24 Prozent auf 25 Prozent leicht gewachsen.
Was bedeutet das für den Pfarrbrief, wenn die Zahl der „Durchblätterer“ relativ an Gewicht gewinnt? Es braucht verstärkt reizvolle Anker, an denen sich die flüchtigen Blicke festmachen können: aussagekräftige, großformatige Bilder etwa, neugierig-machende, treffende Überschriften, Inhalte, die die Leser interessieren, Geschichten von Menschen vor Ort.
Beobachten Sie sich einmal selbst, wenn Sie ein Magazin durchblättern. Wo bleiben Sie hängen und warum?
2. „Weiß nicht, ob es einen Pfarrbrief gibt“
26 Prozent der Katholiken haben die Frage „Gibt es hier einen Pfarrbrief, ein Mitteilungsblatt der Pfarrgemeinde hier vor Ort?“ in der MDG-Studie mit „Weiß nicht“ beantwortet. Ein Viertel aller Befragten ist unbekannt, ob es einen Pfarrbrief oder ein Mitteilungsblatt der Pfarrei gibt. 2009 waren das noch 16 Prozent.
Es gibt Pfarreien, die keinen eigenen Pfarrbrief haben oder auf rein elektronische Publikationswege umgestiegen sind. Aber dies allein kann den Anstieg von 16 auf 26 Prozent wohl nicht erklären. Die Zahlen scheinen eher darauf hinzuweisen, dass es sich lohnen könnte, die Art der Verteilung genauer unter die Lupe zu nehmen.
Wie kommt der Pfarrbrief zu den Menschen? Liegt er nur in der Kirche aus und wartet darauf, mitgenommen zu werden? Gibt es ihn im kostenpflichtigen Abo-Modell, zu dem man sich anmelden muss? Beide Verteilwege schließen einen gewissen Anteil an potenziellen Lesern von vorneherein aus.
Pfarrbriefservice.de empfiehlt die kostenfreie Verteilung an zumindest alle Katholiken im Verbreitungsgebiet (s. auch Grundlagenpapier „Der Pfarrbrief für den pastoralen Raum“). Das ist aufwendig und kostet. Aber es zahlt sich aus. Auf diese Weise ist nämlich der Pfarrbrief das einzige Medium der Pfarrei, das sicher und zuverlässig die Mitglieder erreicht.
Die verschiedenen Möglichkeiten der Verteilung an die Haushalte beschreibt der Beitrag „Das Heft muss unter die Leute“ vom Onlinekurs Pfarrbrief.
3. Jung und kirchendistanziert – und trotzdem Pfarrbriefleser?
Die Frage der Verteilung und des Aufwands, der in die Verteilung gesteckt wird, hängt eng mit der Frage zusammen, für wen der Pfarrbrief eigentlich gemacht wird. Ein Pfarrbrief, der sich als Mitteilungsblatt versteht mit Gottesdienstordnung und Informationen, wird es schwer haben, von Menschen wahrgenommen zu werden, die eher selten Gottesdienste und Pfarreiveranstaltungen besuchen. Will man auch sie als Leserinnen und Leser gewinnen, braucht es weitere Inhalte, die diese Menschen interessieren. Doch würde sich der Aufwand für eine thematische Erweiterung lohnen?
Die MDG-Studie zeigt, dass der Pfarrbrief auch dort seine Leserinnen und Leser findet, wo man es eher nicht vermutet. 31 Prozent der Menschen mit geringer oder keiner Bindung an die Pfarrei lesen ihn zumindest hin und wieder, ebenso wie 35 Prozent der jungen Menschen zwischen 18 und 29 Jahren und 34 Prozent der sogenannten kirchendistanzierten Christen. Die Studie sieht kirchendistanzierte Christen und junge Erwachsene als strategisch wichtige Zielgruppen für die Kommunikation von Kirche an, wobei kirchendistanzierte Christen verstanden werden als Menschen mit geringer Kirchenbindung und einer überdurchschnittlichen Austrittsneigung, die aber an zentralen Glaubensüberzeugungen festhalten. Gerade diese beiden Gruppen sind über die Pfarrbriefe im Vergleich mit anderen Medien „am ehesten“² erreichbar, stellten die Forscher fest.
Das sind ermutigende Nachrichten.
Doch sie fordern auch heraus: Wenn der Pfarrbrief auch von jungen Menschen, von kirchendistanzierten und von solchen mit geringer Pfarreibindung gelesen wird, sollte eine Pfarrbriefredaktion immer wieder kritisch hinterfragen: Ist unser Blatt auch für diese Gruppen lesenswert? Was beschäftigt sie im Zusammenhang mit Kirche, Glaube und Leben? Wie können wir diese Gruppen vielleicht sogar in unsere Redaktionsarbeit einbinden?
4. Einfacher halten – aufwendiger gestalten?
Erstmals wurde bei einer MDG-Studie nachgefragt, welche Art von Pfarrbrief die Katholiken erhalten. Sie konnten wählen zwischen einem einfacher gehaltenen Pfarrbrief (kaum Fotos, meist schwarz-weiß, informiert über Termine und das Pfarreigeschehen) und einem aufwendiger gestalteten Pfarrmagazin (i. d. R. bunt, zeitschriften-ähnlich, berichtet auch über andere Themen). 64 Prozent der Befragten gaben an, einen eher einfach gehaltenen Pfarrbrief zu erhalten, und 17 Prozent ein eher aufwendigeres Pfarrmagazin. Die restlichen 19 Prozent waren sich nicht sicher bzw. konnten es nicht sagen.
Die Forscher wollten auch wissen, welche Art Pfarrbrief die Katholiken lieber hätten. Es zeigte sich, dass es einer relativen Mehrheit von 43 Prozent egal ist. 42 Prozent bevorzugen ein einfacheres Produkt und nur 15 Prozent ein Magazin. Heißt das jetzt, dass alle Mühen um ein lesenswertes und attraktiv gestaltetes Heft vergeblich sind? Nein. Denn nur die Gruppe, die einen eher einfach gehaltenen Pfarrbrief erhält und nur diese Form kennt, bevorzugt ihn mehrheitlich. Die dagegen, die ein aufwendiger gestaltetes Pfarrmagazin bekommen, sprechen sich mehrheitlich dafür aus. „Offenbar ändert sich das Urteil zugunsten des Pfarrmagazins, wenn man dieses neue Medium kennengelernt hat“, heißt es in der Studie.³ Zusammenfassend sehen die Autoren der Studie in aufwendiger gestalteten Pfarrmagazinen „ein für viele attraktives Angebot. Die jetzigen Pfarrbriefe werden zwar nicht als defizitär erlebt, aber Pfarrmagazine überzeugen mehrheitlich dort, wo es sie schon gibt.“ Und sie empfehlen: „Gerade angesichts der großen Bedeutung von Pfarrbriefen im kirchlichen Medienangebot könnte eine attraktive Neugestaltung wichtige Impulse bringen.“⁴
Sie möchten sich auf diesen Weg machen? Unser Praxisheft „Pfarrbriefmagazin“ unterstützt Sie dabei.
5. gedruckt und/oder elektronisch?
Die Verfasser der Studie wollten auch wissen, ob die Katholiken den Pfarrbrief lieber gedruckt oder elektronisch, z. B. per E-Mail oder zum Herunterladen im Internet, haben möchten. Die Ergebnisse waren eindeutig: Die, die ihn lesen, möchten ihn zu 71 Prozent gedruckt (12 Prozent elektronisch, 17 Prozent unentschieden). Bei den regelmäßigen Lesern steigt dieser Wert sogar auf 81 Prozent (9 Prozent elektronisch, 10 Prozent unentschieden).
Differenziert man nach Alter, zeigt sich, dass es bei den jüngeren Menschen bis 29 Jahren eine leichte Präferenz für die elektronische Form gibt, es aber auch rund der Hälfte egal ist, wie der Pfarrbrief erscheint. Die Forscher empfehlen aufgrund dieser Ergebnisse, „dass im Sinne der Leserschaft die Printausgabe der Pfarrbriefe nicht durch eine elektronische Variante ersetzt werden sollte.“⁵ Nachdenkenswert sei es aber, zusätzlich zum Druck eine elektronische Version anzubieten.
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¹ MDG-Trendmonitor Religiöse Kommunikation 2020/21. Einstellungen, Zielgruppen, Botschaften und Kommunikationskanäle. Herder Verlag 2021, S. 140
² ebd., S. 87
³ ebd., S. 149
⁴ ebd., S. 228
⁵ ebd., S. 147