Abgeschleppt
Sind Sie schon einmal abgeschleppt worden? Im Auto? Das ist ein merkwürdiges Gefühl. Die Instruktion meines Mannes war: Nichts machen, auch nicht bremsen. Nur lenken. Und dann ging es los. Die Zündung an, doch kein Motorengeräusch war zu hören. Mein Wagen setzte sich in Bewegung – wie von Zauberhand gezogen. Die Straße führte bergab. Der Abstand zwischen unseren Autos verringerte sich, die Stoßstangen kamen sich verdammt nahe. Ich muss doch bremsen. Ich fahr gleich hintendrauf. Da ist gefühlt ein halber Meter zwischen uns. Und der wird immer weniger … hatte ich zumindest den Eindruck. Aber der stimmte nicht. Meine Angst verfälschte meine Wahrnehmung. Der Abstand verringerte sich nicht. Wie sollte er auch? Da war eine feste Stange zwischen unseren Autos. Ich hatte selbst zugesehen, wie mein Mann sie befestigt hatte. Die kann nicht nachgeben, beruhigte ich mich. Nicht bremsen, klang mir im Ohr. Ja, ich will jetzt einfach glauben, dass das alles stimmt. Dass ich mir keine Sorgen zu machen brauche, dass ich wirklich nur lenken muss. Das ist jetzt meine Aufgabe. Und nichts anderes. Auf einmal konnte ich es genießen, lautlos durch die Gegend gezogen zu werden.
Elfriede Klauer, In: Pfarrbriefservice.de
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Text: Elfriede KlauerIn: Pfarrbriefservice.de