Annette Jantzen: Wenn Gott zum Kaffee kommt

Religiöser Buchtipp

„Du starrst aber schon lange auf den leeren Bildschirm“, sagt Gott. „Oh, du bist da“, sage ich. „Wo soll ich denn sonst sein?“, fragt Gott zurück. „Stimmt auch wieder“, brumme ich. „Ich will über das Buch von Annette Jantzen über eure Begegnungen schreiben.“ „Und was ist so schwer daran?“, fragt Gott.
So würde Annette Jantzen von ihrer Begegnung mit Gott schreiben, wenn sie einen Text wie diesen zu schreiben hätte. Bei ihr steht Gott schon mal mit einem Sixpack Altbier unterm Arm vor der Wohnungstür und sagt: „Guten Abend, ich würde gerne mit dir über mich sprechen.“ Oder er sitzt auf dem Küchentisch und nascht Schokoladenkekse zum Espresso.

Was sich in dieser Kürze fast schon nach Klamauk anhört, sind lockere, gleichwohl tiefgehende Gespräche mit Gott, über „seine“ (wie Jantzen Gott gegenüber betont) Kirche und die Rolle der Frau darin, über den himmelschreienden Skandal des sexuellen Missbrauchs, über Corona, über Liebe und Sinn, über die Magnolie am Aachener Dom (Annette Jantzen lebt und arbeitet in Aachen) und wie sehr Gott es liebt, bei den Menschen zu sein.

Ganz normal mit Gott reden

Über die Gespräche kann man herzlich lachen, etwa wenn Gott „Alt“ und „Stil“ in einem Gedanken unterbringt oder anmerkt, dass für Frauen in der Kirche nur drei „Aggregatzustände“ vorgesehen seien: „Jungfrau, Braut und Mutter“. Und sie gehen unter die Haut, wenn es um sexuelle Gewalt geht und um die Sprachlosigkeit angesichts der Zahlen und der Unwilligkeit vieler Kirchenmänner, sich damit auseinanderzusetzen.
Annette Jantzen erzählt, wie wichtig es Gott ist, den Menschen nahe zu sein, zeigt, dass Menschen ganz normal mit Gott reden können und nicht erst eine Gebetssituation oder eine vorgestanzte Sprache dafür brauchen.

Dass Jantzen bei aller Leichtigkeit, die ihre Texte kennzeichnet, auf theologisch reflektiertem Grund steht, zeigt eine andere Publikation von ihr, „Gotteswort, weiblich“, in der sie sich mit patriarchalen Gottesvorstellungen und religiöser Sprache auseinandersetzt. Annette Jantzens Texte zeigen, wie sich zeitgenössisch und auf alltägliche Weise von und mit Gott reden lässt, ohne dass das platt und theologisch dürftig wird. Erfrischende Lektüre für diese schwierigen Zeiten! (Borromäusverein, In: Pfarrbriefservice.de)

Annette Jantzen: Wenn Gott zum Kaffee kommt. - Würzburg: Echter 2022. - 120 Seiten; 14,90 €

Hinweise für Nutzerinnen und Nutzer:

(Als „Religiöses Buch des Monats“ benennen der Borromäusverein, Bonn, und der St. Michaelsbund, München, monatlich eine religiöse Literaturempfehlung, die inhaltlich-literarisch orientiert ist und auf den wachsenden Sinnhunger unserer Zeit antwortet.)

Ab dem 15. März 2022 ist bei Angabe der Quelle der freie Abdruck des Textes erlaubt.

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Text: Borromäusverein
In: Pfarrbriefservice.de