Bedingungslos lieben - mit Gottes Hilfe
Interview mit dem Diözesanrichter und Eheberater Klaus Schmalzl
Die Ehe ist für die katholische Kirche ein Sakrament, das sich Mann und Frau gegenseitig spenden. Was bedeutet das? Klaus Schmalzl, Pastoralreferent im Bischöflichen Gericht und in der Eheberatungsstelle in Würzburg, gibt Auskunft.
Bei einer kirchlichen Hochzeit versprechen sich Braut und Bräutigam lebenslange Treue. Viele Paare scheitern heute daran. Wieso macht dieses Versprechen dennoch Sinn?
Klaus Schmalzl: Dieses Versprechen macht auch heute Sinn, weil es der tiefsten Sehnsucht des Menschen nach Angenommensein und Geborgenheit entspringt. Auch wenn heute viele Paare an diesem Anspruch scheitern, so ändert das nichts an dieser Sehnsucht der Menschen.
Die Shell-Jugendstudie zeigt, dass der Wunsch bei vielen jungen Menschen nach dauerhaften und verlässlichen Beziehungen in Ehe und Partnerschaft sehr stark ausgeprägt ist, ob sie nun näher kirchlich gebunden sind oder nicht. Und nicht zu vergessen: Viele von ihnen haben oft schmerzhaft die Scheidung der eigenen Eltern erlebt und möchten dies in der eigenen Ehe unbedingt vermeiden.
Die katholische Kirche lehrt, dass sich beim Eheversprechen zwei Menschen gegenseitig ein Sakrament spenden. Wie ist das zu verstehen?
Klaus Schmalzl: Während für Martin Luther die Ehe nur ein „weltlich Ding“ darstellt und damit nicht zu den Sakramenten gehört, ist nach der Lehre der katholischen Kirche die Ehe eines der sieben Sakramente. Ein Sakrament ist ein Zeichen der unverbrüchlichen Treue und Liebe Gottes zu uns Menschen. Im Sakrament nehmen sich die Eheleute gegenseitig bedingungslos an und schenken sich gegenseitig. Die Liebe der Eheleute wird somit in die göttliche Liebe zu uns Menschen hinein genommen.
Was meint Sakrament im Unterschied zum Segen für die Ehe?
Klaus Schmalzl: Dadurch, dass die Ehe zu den sieben Sakramenten in unserer Kirche zählt, wird die Bedeutung der ehelichen Partnerschaft betont. Wenn Frau und Mann ein Leben lang durch alle Widrigkeiten und Enttäuschungen hindurch ihre Liebe leben und zeigen, dann flackert in dieser Liebe ein Schimmer der grenzenlosen Liebe Gottes zu jedem Menschen auf.
Und immerhin: Auch, wenn jede dritte Ehe heute scheitert, so gibt es doch auch noch viele Ehepaare, die ihre Liebe ein Leben lang erfolgreich und mit Ausstrahlung kultivieren.
Was ist dann sozusagen der Mehrwert der sakramentalen Eheschließung?
Klaus Schmalzl: Der „Mehrwert“ der sakramentalen Eheschließung liegt dann sozusagen in der mit dem Sakrament verbundenen unverbrüchlichen Zusage Gottes an die beiden Brautleute: Ich steige in das Boot eurer Liebe ein und verspreche euch, nie mehr auszusteigen, wohin auch immer eure Reise euch beide führen mag.
Was ist, wenn der Partner, den man heiraten will, nicht zur katholischen Kirche gehört, sondern evangelisch ist oder aus der Kirche ausgetreten ist? Wie ist das dann mit dem Sakrament?
Klaus Schmalzl: Gemäß Kanon 1055§2 des Kirchlichen Gesetzbuches ist die gültige Ehe zwischen zwei getauften Menschen automatisch Sakrament. Und auch jemand, der aus der katholischen Kirche ausgetreten ist, bleibt ja ein getaufter Mensch.
Welchen Rat geben Sie Menschen, die sich trauen, für immer Ja zueinander zu sagen?
Klaus Schmalzl: Sie sollten sicher sein, dass sie sich wirklich beide gut geprüft haben, und sich dann mit Mut und Zuversicht auf Gottes Zusage verlassen: „Ich bin bei euch alle Tage eures Lebens.“ Daneben sollten sie in ihrer Ehe auch immer Zeit für Fort- und Weiterbildung finden, z.B. durch den Besuch eines Kommunikationsseminars, wie „Ein Partnerschaftliches Lernprogramm EPL“. Denn: Eine Ehe geht heute - trotz Gottes großer Zusage - nicht mehr automatisch gut, sondern braucht Pflege und Fortbildung.
Klaus Schmalzl ist seit 27 Jahren verheiratet und Vater von drei erwachsenen Kindern.
Die Fragen stellte Elfriede Klauer, www.pfarrbriefservice.de.
Mehr zu EPL: www.epl-kek.de
Datei-Info:
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Dateigröße: 0,03 MB
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Text: Klaus Schmalzl/Elfriede KlauerIn: Pfarrbriefservice.de