Beziehungskrise Ruhestand

Die Ehe-, Familien- und Lebensberatung unterstützt bei der Suche nach neuen Wegen

Ehe und Familie stellen für die Mehrheit der Menschen die wichtigsten Quellen der Lebenszufriedenheit dar. Nicht selten erfahren viele im Scheitern ihrer Paarbeziehung die einzig wirkliche Niederlage in ihrem Leben.

Innerhalb der letzten 25 Jahre hat sich die Scheidungsrate verdoppelt. Auch wenn das Scheidungsrisiko sowohl in den frühen Ehejahren wie auch „um die Silberhochzeit“ statistisch mit am größten ist, entwickelt sich parallel ein neuer „Scheidungsgipfel“ nach 40 und 50 Ehejahren.

Typische Lebenssituationen älterer Menschen

- Herr A. ist seit vier Monaten Rentner, seine Frau noch teilzeitbeschäftigt. Beide berichten über Anpassungsschwierigkeiten mit der für sie neuen Situation.

Herr A: „Ich fühle mich total überflüssig. Egal was ich mache oder wo ich mich aufhalte, meine Frau fühlt sich von mir gestört. Setze ich mich in meinen Sessel, um die Zeitung zu lesen, verfolgt sie mich mit dem Staubsauger und macht einen Höllenkrach. Flüchte ich dann in mein Zimmer auf dem Dachboden, dauert es nicht lange, bis ich von ihr wieder aufgescheucht werde.... Schlage ich einen Spaziergang vor, höre ich, dass zuerst noch die Hausarbeit erledigt werden muss. Will ich ihr helfen, damit wir schneller fertig werden, nimmt meine Frau mir die Sachen aus der Hand.

Frau A.: Es ist einfach nicht zu fassen: Im größten Durcheinander setzt er sich gemütlich hin und liest Zeitung. Er sieht überhaupt nicht, was alles zu tun ist. Stattdessen funkt er ständig dazwischen. Als wenn ich Ruhe zum Spazierengehen hätte, wenn ich weiß, welche Arbeit noch zu erledigen ist. Seine umständliche Art macht mir nur mehr Arbeit. Und wenn ich mich nach getaner Arbeit - wie sonst auch - bei einem Kaffee und einem guten Buch erholen möchte, unterbricht er mich permanent, dass ich keine Seite zu Ende lesen kann, und bedrängt mich, mit ihm gemeinsam etwas zu unternehmen.

- Seit dem Ruhestand kauft Alfons regelmäßig morgens ein. Seine Frau Lisa und er haben zwar eine Aufgabenteilung miteinander abgesprochen, doch statt wie sonst das Mittagessen vorzubereiten, will sie neuerdings immer mit. Alfons hat den Eindruck, dass Lisa immer weniger Eigeninitiative zeigt und nichts mehr selbstständig macht. Seit Monaten leidet Lisa an Herz- und Kreislaufbeschwerden. Nun sind noch Gelenkprobleme hinzugekommen, die ihre Mobilität immer mehr begrenzen. Alfons hat das Gefühl, dass es Lisa gar nicht recht ist, wenn er seinen Hobbys außer Haus nachgeht. Er fühlt sich körperlich fit und will nicht den ganzen Tag zu Hause „vertrödeln“. Obwohl er Lisa`s gesundheitliche Belastungen sieht, fühlt er sich zunehmend an die Wohnung gefesselt. Andererseits übernimmt er immer mehr Aufgaben, die seine Frau seiner Meinung nach zu sehr belasten. Lisa sieht das mit gemischten Gefühlen. Auf der einen Seite fühlt sie sich entlastet, andererseits aber auch beschnitten. Dann spürt sie Unzufriedenheit in sich und kritisiert die Art und Weise, wie Alfons die Aufgaben erledigt. Alfons möchte dann am liebsten alles hinwerfen, denn zu der Arbeit erlebt er das Verhalten seiner Frau als „nörgelnde Kontrolle“.

- Plötzlich spürt Hermann unklare Schmerzen, die ihn belasten. Er erinnert sich, dass sein Vater in diesem Alter plötzlich gestorben ist. Weil er seine Frau nicht beunruhigen will, behält er seine Sorgen für sich und besorgt sich heimlich ein Gesundheitsbuch. Wenn seine Frau ins Zimmer kommt, steckt er das Buch schnell weg und gibt auf ihre Fragen ausweichende Antworten. Auch ihren Vorschlag, einen längeren Spaziergang zu machen, lehnt er mit einer merkwürdigen Begründung ab. Irgendwann erzählt die Frau ihrer Tochter am Telefon, dass der Vater in letzter Zeit immer sonderbarer werde. Er gehe dem Gespräch aus dem Wege, ziehe sich zurück. Bei seiner Mutter habe es ähnlich angefangen, sie war in den letzten Lebensjahren verwirrt ... Die Tochter solle sich dem Vater gegenüber aber nichts anmerken lassen! Ihr Mann findet es eigenartig, dass seine Frau häufiger als früher telefoniert und das Gespräch abbricht, sobald er ins Zimmer kommt. Was für Geheimnisse hat sie vor ihm? Er erinnert sich, dass sie vor kurzem zufällig ihren „Jugendschwarm“ getroffen hat.“

Das Angebot der Ehe-, Familien- und Lebensberatung

Immer mehr Paare müssen auch in höherem Lebensalter infolge der Verlängerung der Lebenserwartung und damit der Partnerschaftsdauer Entwicklungsaufgaben bewältigen. Dabei möchte die Ehe-, Familien- und Lebensberatung der Katholischen Kirche helfen. Sie begleitet Menschen im Aufbau von Beziehungen, bei der Bewältigung von Paarkonflikten und bei der Verarbeitung von persönlichen Problemen und Lebenskrisen.

In rund drei Vierteln der Beratungsfälle stehen Partnerschaftsprobleme, im restlichen Viertel Lebensfragen im Vordergrund.

Die Beratung wird für Ratsuchende kostenfrei angeboten und steht allen Menschen offen, unabhängig von Alter, Geschlecht, Familienstand, Lebensform, Nationalität und Konfession.

Dr. Michael Vogt
Pressegespräch „Beziehungskrise Ruhestand“, 15.02.2005; Katholische Ehe-, Familien- und Lebensberatung im Bistum Essen

Adressen der Ehe-, Familien- und Lebensberatung in Ihrem Bistum erfragen Sie bitte dort.

Verknüpft mit:

Das Schwerpunktthema für Januar 2008

Vor dem Herunterladen:

Datei-Info:
Dateiformat: .doc
Dateigröße: 0,02 MB

Sie dürfen den Text NICHT in sozialen Medien nutzen (z.B. Facebook, Twitter, Instagram, YouTube, etc.)

Beispiel für den Urhebernachweis, den Sie führen müssen, wenn Sie den Text nutzen

Text: Dr. Michael Vogt
In: Pfarrbriefservice.de