Christliche Achtsamkeit: Empfehlungen von Franz von Sales
Der heilige Kirchenlehrer und Mystiker Franz von Sales (1567-1622) lehrte die Menschen vor vierhundert Jahren eine Spiritualität, die sich vor den heute so beliebten buddhistischen Übungen keineswegs zu verstecken braucht. Bei ihm lautet der Satz der Achtsamkeit folgendermaßen:
„Meine Vergangenheit kümmert mich nicht mehr, sie gehört dem göttlichen Erbarmen. Meine Zukunft kümmert mich noch nicht, sie gehört der göttlichen Vorsehung. Was mich kümmert und fordert, ist das Heute. Das aber gehört der Gnade Gottes und der Hingabe meines guten Willens.“
Seine Übungen, die er uns Christen vorschlägt, haben zwar keine asiatischen Namen wie „vipassana“ (edles Schweigen) oder „gathas“ (Erinnerungsverse), meinen aber das Gleiche. Er empfiehlt uns die „Betrachtung“ und die „Besuchung“. Am Morgen soll ich mich eine halbe Stunde zurückziehen und mich ganz auf Gott konzentrieren, damit ich höre, was er mir für Heute sagen möchte. Im Laufe meines Arbeitstages soll ich eine „Besuchung“ machen, das heißt Gott einen kurzen Besuch abstatten und ihm erzählen, was bisher gut gelaufen ist und was nicht. Am Abend soll ich in der „Abendübung“ den vergangenen Tag Gott zurückgeben und ihn bitten, er möge mich auch am nächsten Tag begleiten. In den Zeiten dazwischen, also inmitten meines geschäftigen Treibens soll ich mich so oft es geht durch „Herzensgebete“ daran erinnern, dass ich in der Gegenwart Gottes lebe, der mich umgibt, so wie die Luft, die ich atme.
Am Beginn einer jeden Tätigkeit, also immer dann, wenn ich eine neue Arbeit anfange, soll ich die „Gute Meinung“ machen. Das heißt: Indem ich daran denke, dass Gott bei mir ist und ich in seiner Gegenwart lebe und arbeite, stelle ich mich positiv auf das ein, was ich jetzt tun muss. Das dauert zwei Sekunden, indem ich in Gedanken sage: „Gott, du bist da. Fangen wir an“ oder ganz einfach das Kreuzzeichen mache. Der Glockenschlag der Uhr oder andere „Erinnerungspfeiler“ – Eselsbrücken also – können mich stets daran erinnern, dass das, was ich jetzt mache, in der Gegenwart Gottes geschieht.
Herbert Winklehner OSFS
aus: ders., Der Weg der kleinen Schritte. Salesianisches Tugend-ABC. Eichstätt: Franz-Sales-Verlag 2010. ISBN 978-3-7721-0301-8 (www.franz-sales-verlag.de)
Datei-Info:
Dateiformat: .doc
Dateigröße: 0,02 MB
Sie dürfen diesen Text für alle nichtkommerziellen Zwecke der kirchlichen Öffentlichkeitsarbeit (z.B. Pfarr-/Gemeindebrief, Plakat, Flyer, Website) sowie für Unterrichtszwecke* nutzen. Die Nutzung ist in dem beschriebenen Rahmen honorarfrei. Sie verpflichten sich den Namen des Autors/-in, als Quelle Pfarrbriefservice.de und ggf. weitere Angaben zu nennen.
*) Ausführliche Infos zu unseren Nutzungsbedingungen finden Sie hier.
Wir freuen uns über die Zusendung eines Belegs an die Redaktionsanschrift.
Beispiel für den Urhebernachweis, den Sie führen müssen, wenn Sie den Text nutzen
Text: Herbert Winklehner OSFSIn: Pfarrbriefservice.de