Damit die Liebe bleibt
Wie Achtung hilft, Liebende im Spiel zwischen Nähe und Distanz beieinander zu halten
Wenn sich Paare bei der Hochzeit versprechen: „Ich will dich lieben, achten und ehren“, so sind das Worte, die heute eigentlich nicht üblich sind und für manche ziemlich altmodisch, vielleicht komisch klingen. Lieben – na klar! Aber achten? Achten hat eigentlich etwas mit Abstand, Distanz zu tun und Liebe, Beziehung will doch Nähe!
Abgesehen davon: In jeder Beziehung geht es immer um Nähe und um Distanz. Das wird nicht festgelegt und steht statisch im Raum, sondern dieses Zueinander bewegt sich hin und her. Dem Bedürfnis der Partner entsprechend abwechselnd und zwar meist keineswegs harmonisch und gleichzeitig. Wenn der/die eine gerade Distanz braucht, entstehen beim/ bei der anderen oft auch Gefühle der Zurückweisung, Verletzung und Leid, besonders, wenn sich diese/r möglicherweise gerade nach Nähe sehnt. Schlimm wird es dann, wenn man sich nicht bewusst ist, dass das einfach normal ist, und dieses Bedürfnis als Absage und persönlich nimmt. Andererseits kann aber gerade dieses Wechselspiel zwischen den Partnern bezaubernd sein und bezaubern. Es kann Freude, Glück, ja sogar so etwas wie Seligkeit entstehen.
Achtung vor der Einmaligkeit
Dass Nähe und Distanz zu einem bezaubernden Spiel werden können, dazu braucht es die gegenseitige Achtung. Denn Achtung vor dem anderen hilft uns zu erkennen, was er/sie ist: ein einmaliger Mensch, unverwechselbar und kostbar. Ein Unikat sozusagen, ein Einzelstück, und Unikate sind Sammlern teuer und werden hoch bewertet. Und jeder und jede, der/die etwas davon versteht, geht mit etwas so Kostbarem sehr achtsam und behutsam um.
Sich selbst achten
Die Grundbedingung, einen anderen Menschen achten zu können, ist aber - wie bei den meisten Dingen -, dass man zuerst sich selbst achtet. In der Bibel heißt es ja: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Sagt das nicht eigentlich, dass es ohne Selbstliebe wohl auch keine Nächstenliebe gibt, dass Selbstliebe sozusagen die Grundbedingung für Liebe zu anderen – auch zu Gott? - ist? Dabei meine ich Liebe und nicht Egozentrik!
Schon der Hl. Bernhard von Clervaux hat das im 12. Jahrhundert gewusst. In einem Brief an Papst Eugen III. schreibt er: „Damit Deine Menschlichkeit allumfassend und vollkommen sein kann, musst Du also nicht nur für alle anderen, sondern auch für Dich selbst ein aufmerksames Herz haben", und ein bisschen später heißt es: „Ja, wer mit sich selbst schlecht umgeht, wem kann der denn gut sein."
Wie die Liebe bleibt
Einander zu lieben, zu achten und zu ehren heißt auch, sich selbst zu lieben, zu achten und zu ehren. Und jede Beziehung bleibt spannend und lebendig, wenn aus diesem Wissen und dieser Erfahrung die natürliche Antwort des achtsamen Umgangs mit dem Partner/der Partnerin entsteht. Wir wissen, dass jeder von uns geliebt und kostbar ist und wir lassen uns das gegenseitig spüren, erfahren und erleben. Auch wenn du manchmal so erschreckend anders bist, auch wenn ich manchmal deine Ansichten, Überzeugungen und Wünsche schwer nachvollziehen und zuweilen kaum aushalten kann. Es gibt die gute, gelassene Vertrautheit und zuweilen aber auch eine unerwartete Fremdheit zwischen Partnern. Das ermöglicht ja auch die gegenseitige Faszination. Wenn man den anderen achtet als das, was und wer er ist, dann bleibt das Interesse aneinander wach, dann bleibt die Neugier aufeinander bestehen.
Dr. Luitgard Derschmidt, In: Pfarrbriefservice.de
Datei-Info:
Dateiformat: .doc
Dateigröße: 0,03 MB
Sie dürfen diesen Text für alle nichtkommerziellen Zwecke der kirchlichen Öffentlichkeitsarbeit (z.B. Pfarr-/Gemeindebrief, Plakat, Flyer, Website) sowie für Unterrichtszwecke* nutzen. Die Nutzung ist in dem beschriebenen Rahmen honorarfrei. Sie verpflichten sich den Namen des Autors/-in, als Quelle Pfarrbriefservice.de und ggf. weitere Angaben zu nennen.
*) Ausführliche Infos zu unseren Nutzungsbedingungen finden Sie hier.
Wir freuen uns über die Zusendung eines Belegs an die Redaktionsanschrift.
Beispiel für den Urhebernachweis, den Sie führen müssen, wenn Sie den Text nutzen
Text: Dr. Luitgard DerschmidtIn: Pfarrbriefservice.de