Das Geheimnis des Glücks ist die Hingabe
Wie ein Satz aus dem Matthäusevangelium zu einem erfüllten Leben verhilft
“See me, feel me, touch me, heal me!” „Sieh mich an, nimm mich wahr, berühre mich, mach mich gesund!“ Diese hörbar flehentlich vorgetragenen Textzeilen singt die Hauptfigur in der Rockoper „Tommy“ an mehreren Stellen. Ihr Schöpfer, Pete Townshend, wurde vor über 70 Jahren geboren. Er realisierte das Werk gemeinsam mit der Gruppe „The Who“ und veröffentlichte es im Jahr 1969.
Indem er durch ein traumatisches Erlebnis in seiner Kindheit die Sehfähigkeit, das Hörvermögen und die Sprache eingebüßt hat, verliert Tommy Walker in der Geschichte komplett die Möglichkeit, mit seiner Umwelt in Kontakt zu treten. Er existiert wie unter einer Glocke und wird Opfer so mancher abstruser Heilungsversuche. Sein Lebensinhalt wird das Flipperspielen, in dem er durch reine Intuition ein unumstrittener und gefeierter Meister wird. Sein Inneres jedoch bleibt dabei leer.
Sehnsucht nach Beziehung
„Sieh mich an, nimm mich wahr, berühre mich, mach mich gesund.“ Ich stelle mir vor, dass jeder Mensch, der von Jesus geheilt wurde, diesen Satz hätte sagen können. Ausgesprochen oder unausgesprochen trägt jeder Mensch diese Sehnsucht nach Kontakt und nach erfüllenden und erfüllten Beziehungen in sich. Solche Beziehungen erhalten oder machen mich gesund. Lebensglück wird nicht zu Unrecht vor allem mit geglückten Beziehungen gleichgesetzt.
Die Christen haben aus ihrer lebensdeutenden Überzeugung heraus eine spezielle und von einem Paradox geprägte Art und Weise, das Glück zu erwarten: „Wer sein Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen“, heißt es im Matthäusevangelium. Wer sich zu allererst nur selbst im Blick hat und ängstlich auf die eigene Bilanz von Glück und Unglück achtet, beraubt sich der Möglichkeit, beschenkt zu werden. Was ich weggebe, kommt am Ende zu mir zurück und macht mich reich. Das Geheimnis wirklichen Glücks, so sagt mir mein Glaube, ist die Hingabe, nicht das Anhäufen oder Festhalten.
Tommy wird in der Rockoper in dem Moment geheilt, in dem er einen Spiegel zerschmettert. Paradox daran ist die Tatsache, dass er weder den Spiegel noch sich selbst darin zuvor hat sehen können. Er wird von anderen dorthin geführt und muss ihnen vertrauen. Er muss etwas riskieren.
Hoher Einsatz
Wirkliches Glück ist nicht billig zu haben. Ich muss einen hohen Einsatz wagen. Und vielleicht muss ich zuweilen der Selbstbespiegelung entschlossen ein Ende setzen, damit ich die Anderen wieder sehe, höre oder ihnen gegenüber meine Sprache wiederfinde. Und so zur Hingabe fähig werde.
Autor: Peter Kloss, Berlin
Quelle: Deutschlandradio Kultur, www.katholische-hörfunkarbeit.de, In: Pfarrbriefservice.de
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Dateiformat: .doc
Dateigröße: 0,03 MB
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Text: Peter KlossIn: Pfarrbriefservice.de