Das Leid und die Frage nach Gott
Ein Kommentar
Ich verstehe sehr gut, dass Menschen angesichts unsagbaren Leides die Frage stellen: Warum lässt Gott das zu? Warum greift er jetzt nicht ein? Auch ich frage mich das immer wieder. Es lässt mich manchmal am Sinn des Lebens, ja des ganzen Universums zweifeln. Ich kenne auch die Versuchung, Gott zu leugnen. Aber ist die Leugnung Gottes eine konstruktive Alternative?
Glaube oder Unglaube
„Wenn es Gott gibt", sagte mir einmal ein Freund, „haben wir zumindest die Chance, dass das Böse, das Leid, der Tod nicht endgültig sind." Wenn es Gott nicht gibt, haben Leid und Vernichtung das letzte Wort. Dann ist der Tod allmächtig. Dann war das Letzte, was ein geschändetes und danach ermordetes Kind erleben musste, das lüstern-kranke Gesicht seines Mörders. Bedenke ich eine solche Situation ohne Glauben an Gott, wird für mich alles gänzlich trostlos und sinnlos.
Gott ist anders
Hoffnung finde ich angesichts übergroßen Leides nur, wenn ich mich trotz mancher Zweifel auf die Seite des Glaubens stelle. Freilich wird mir dabei auch immer wieder schmerzhaft bewusst, dass Gott unendlich größer sein muss als die naiven Vorstellungen, die ich mir als begrenzter Mensch von einem „lieben Gott" so gerne mache. Warum Gott unsere Welt so werden hat lassen, wie sie ist, warum es darin so viel Raum für Leid gibt, weiß ich nicht und weiß wohl niemand. Auch sehr tief glaubende Menschen erfahren Gott als großes Geheimnis.
Der Karfreitag ist nicht Endstation
Christlicher Glaube beantwortet nicht alle meine Fragen, aber er ermutigt mich, das Leid in dieser Welt nach Kräften zu lindern, und schenkt mir im Blick auf das Schicksal Jesu eine ungeheure Hoffnung: Kreuz, Leid und Tod sind zwar bittere Realitäten, aber sie haben nicht das letzte Wort. Gott ist es zuzutrauen, dass er letztlich jedes Leid, jeden menschlichen „Karfreitag" in Osterlicht verwandeln kann.
Karl Veitschegger
Quelle: http://members.aon.at/veitschegger/, In: Pfarrbriefservice.de
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Text: Karl VeitscheggerIn: Pfarrbriefservice.de