Den Klimt-Blick trainieren
Sind wir Raupe oder Schmetterling?
In der Faschingszeit bereitet es Spaß mit Schminke, Tüll und Perücke besonders schön, witzig, begehrenswert, stark, cool … zu sein. Jeder Mensch besitzt aber auch ganz ohne diese Zutaten äußere und innere Vorzüge. Im Alltag jedoch werden oft nur die Mängel ins Blickfeld gerückt.
Kennen Sie Baronin Sonja von Knips? – vom Foto, versteht sich, denn sie war Zeitgenossin des berühmten Malers Gustav Klimt.
Das besagte Foto zeigt die Baronin als unglückliche, teilnahmslose Frau, ohne jegliche Ausstrahlung. Ihr Mann beauftragte Gustav Klimt, Sonja zu malen. Klimt zeichnete das Bild einer fröhlichen, liebreizenden, aufrechten Frau, die aber eindeutig Sonjas Züge trägt. Klimt hatte sie nur mit einem anderen Blick betrachtet.
Von nun an sah Sonja tagtäglich das von Klimt gemalte Bildnis. Und zehn Jahre später war sie der liebenswerten Frau auf dem Gemälde ähnlicher als der verbitterten auf dem Foto von einst. Sonja hatte sich zu einer strahlenden Persönlichkeit entwickelt, auch im sozialen Einsatz für ihre Mitmenschen.
Gute Eigenschaften zu erkennen und dadurch zu vermehren, ist nicht eitel, sondern notwendig. Im Alltag sehen wir oft nur die Raupe und vergessen, dass wir trotz allem Schmetterling sind.
Es ist ein Phänomen, dass ein Mensch jenem Bild, das ein anderer von ihm hat, ähnlich werden möchte. Wenn wir die Welt positiv mitgestalten und von guten Menschen umgeben sein wollen, müssen wir den Klimt-Blick* trainieren und mit diesem unsere Umgebung – aber auch uns selbst – betrachten.
Christa Carina Kokol
aus: Helmut Rodosek/Christa Carina Kokol: Lichtpunkte des Vertrauens … in den Sinn unseres Lebens. Verlag Salesianische Mitarbeiter Don Boscos, In: Pfarrbriefservice.de
* Viktor Frankl/Boglarka Hadinger
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Text: Christa Carina KokolIn: Pfarrbriefservice.de