Den Nächsten lieben, weil Gott uns liebt?
Wie Franz von Sales Jesu Liebesgebot erklärt
1877 wurde ein ganz großer Heiliger unserer Kirchengeschichte zum Kirchenlehrer ernannt: Franz von Sales (1567-1622), Bischof von Genf und Gründer der Schwestern der Heimsuchung Mariens.
Den „Titel“, den er bei dieser Ernennung zugesprochen bekam, war „Doctor amoris“ – „Lehrer der Liebe“. Der Grund dafür ist einfach. Wollte man nämlich in aller Kürze beschreiben, was Leben, Lehre und Werk des hl. Franz von Sales ausmacht, dann bräuchte man als Antwort nur dieses eine Wort zu sagen: Liebe.
Die Liebe bestimmte all sein Denken, Reden und Handeln. Seine beiden Hauptwerke - die Philothea und der Theotimus -, seine Briefe, Predigten und sonstigen Schriften haben letztlich nichts anderes als die Liebe zum Thema. Die Liebe als Gottes-, Nächsten- und Selbstliebe hatte für ihn in allem den Vorrang und die tragende Bedeutung. Daher konnte er auch schreiben: „Für die Liebe gibt es keine Grenze und kein Maß. Welch ein Glück, lieben zu dürfen, ohne ein Übermaß zu fürchten.“
Franz von Sales war davon überzeugt, dass alles, was aus Liebe geschieht, von Gott stammt, weil Gott selbst die Liebe ist. Alles, was aus Liebe geschieht, ist daher auch gut. Gott ist Liebe, die Liebe ist Gott. Dies war die grundlegende Gleichung seines Lebens. […]
Gott hat uns zuerst geliebt
Wie kommt Franz von Sales zu dieser wirklich alles umfassenden Theologie der Liebe? Seine Grundannahme ist, dass Gott seinem Wesen nach Liebe ist. Und daraus folgert er, dass der Mensch als Ebenbild Gottes ebenso seinem Wesen nach Liebe sein muss. Gott ist also das entscheidende Kriterium für den großen Stellenwert der Liebe. „Gott hat uns zuerst geliebt“ - Franz von Sales wird nicht müde, uns immer wieder darauf hinzuweisen. Diese Liebe Gottes zu uns Menschen ist dann auch der wichtigste Grund, warum wir Menschen einander und uns selbst lieben sollen.
Gott hat uns zuerst geliebt. Noch bevor wir überhaupt von uns selber wussten, wusste Gott von uns und liebte uns mit einer unendlichen Liebe, so als wären wir die einzigen Wesen auf der ganzen Welt. Jeder einzelne Mensch wird von Gott einzigartig geliebt. Diese einzigartige Liebe Gottes zu uns Menschen erhält seinen größten Beweis durch die Menschwerdung Gottes und den Tod Jesu am Kreuz. Jesus selbst sagt seinen Jüngern: „Es gibt keine größere Liebe als die, wenn einer sein Leben hingibt für seine Freunde“ (Joh 15,13). Genau das hat Jesus getan. Er gab sein Leben hin für uns Menschen, damit wir Menschen gerettet werden.
Ein Mensch, der dieses Wunder übergroßer Liebe ernsthaft betrachtet, kann darauf wirklich nur mit Liebe antworten: mit Liebe zu Gott, zu seinen Nächsten und zu sich selbst.
Der Mensch kann dann einfach nicht anders als mit Freude das verwirklichen, was Jesus seinen Jüngern sagte: „Dies trage ich euch auf, liebt einander, so wie ich euch geliebt habe!“ (Joh 15,12).
Herbert Winklehner OSFS
aus: ders., Der Weg der kleinen Schritte. Salesianisches Tugend-ABC. Eichstätt: Franz-Sales-Verlag 2010. ISBN 978-3-7721-0301-8 (www.franz-sales-verlag.de)
Der Link zum Text: http://www.franz-sales-verlag.de/fsvwiki/index.php/Lexikon/Liebe
Datei-Info:
Dateiformat: .doc
Dateigröße: 0,03 MB
Sie dürfen diesen Text für alle nichtkommerziellen Zwecke der kirchlichen Öffentlichkeitsarbeit (z.B. Pfarr-/Gemeindebrief, Plakat, Flyer, Website) sowie für Unterrichtszwecke* nutzen. Die Nutzung ist in dem beschriebenen Rahmen honorarfrei. Sie verpflichten sich den Namen des Autors/-in, als Quelle Pfarrbriefservice.de und ggf. weitere Angaben zu nennen.
*) Ausführliche Infos zu unseren Nutzungsbedingungen finden Sie hier.
Wir freuen uns über die Zusendung eines Belegs an die Redaktionsanschrift.
Beispiel für den Urhebernachweis, den Sie führen müssen, wenn Sie den Text nutzen
Text: Herbert Winklehner OSFSIn: Pfarrbriefservice.de