Der Mensch als Maßstab für das wirtschaftliche Handeln
Zurzeit erleben viele Beschäftigte eine rapide Verschlechterung ihrer Arbeitsbedingungen. Dazu gehören steigende Arbeitsbelastung, massive Überstunden, generelle Arbeitszeiterhöhungen, Lohnsenkungen, Angst um den Arbeitsplatz. Gefordert wird auch der flexible Mensch, der sich den zeitlichen Erfordernissen des Arbeitgebers anpasst und quasi rund um die Uhr eingesetzt werden kann oder auch örtlich sehr flexibel und mit befristeten Verträgen oder Leiharbeit zufrieden ist. Es sei notwendig, die Personalkosten zu senken und Arbeitnehmerrechte abzubauen heißt es, um international konkurrenzfähig zu bleiben und zu mehr Wirtschaftswachstum zu kommen. Die Menschen müssen sich eben den „wirtschaftlichen Erfordernissen“ anpassen.
Auf der anderen Seite ist von hohen Gewinnzuwächsen bei großen Unternehmen zu lesen und von zufriedenen Aktionären. Der reichste Deutsche, der Besitzer von ALDI –Süd mit einem Vermögen von rund 15 Milliarden, hat sein Vermögen 2006 laut Schätzungen um 400 Millionen gegenüber dem Vorjahr erhöht.
Natürlich muss ein Unternehmen Gewinne erzielen und sich im Wettbewerb behaupten – unser Wirtschaftssystem funktioniert nach diesen Regeln. Im Rahmen des ökonomischen Denkens machen diese Regeln auch Sinn, aber sie können nicht die alleinigen Maßstäbe für das wirtschaftliche Handeln sein.
„Die Rücksicht auf die objektiven Rechte des Arbeitenden muss den sachgerechten und grundlegenden Maßstab für den Aufbau der gesamten Wirtschaft bilden, sowohl innerhalb von Volk und Staat als auch im Gesamt der Weltwirtschaft mit den vor ihr bestimmten internationalen Beziehungen und Abhängigkeiten. (Johannes Paul II, Laborem exercens, 17,4)
Irmgard Fischer (Betriebsseelsorge, Erzdiözese München-Freising)
aus: Texte und Gebete für Gottesdienste zum Thema „Arbeit“, Sammlung von Diözesanpräses Mathias Kotonski, Augsburg, © 2007, http://www.kab-augsburg.org
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Text: Irmgard FischerIn: Pfarrbriefservice.de