Die Angst vor der Hilfe

Es kann sehr lange dauern, bis Menschen mit Suchtproblemen bereit werden, Hilfe anzunehmen. Dafür gibt es verschiedene Gründe:

Suchtprobleme entstehen meist über viele Jahre. Deshalb wird oft zunächst nicht bemerkt, wie der Konsum des Suchtmittels bzw. das süchtige Verhalten die alten Probleme verstärkt und neue hervorruft. Niedergeschlagenheit, Schlafstörungen, Unruhe, Misserfolge bei der Arbeit, Konflikte in der Partnerschaft und anderes mehr können ja ebenso eine Folge wie die Auslöser süchtigen Verhaltens sein.

Erschwert wird die Wahrnehmung des Problems weiterhin dadurch, dass es den meisten Abhängigen immer wieder gelingt, für einige Tage auf ihr Suchtmittel zu verzichten bzw. Maß zu halten. Dadurch wird die von den meisten Abhängigen über lange Zeit gehegte Hoffnung am Leben gehalten, das Problem alleine in den Griff zu bekommen.

Mit den Begriffen „Sucht“ und „Abhängigkeit“ verbinden die meisten Menschen Bilder wie die des obdachlosen Alkoholkranken oder der jungen Drogenprostituierten. In Wirklichkeit entsprechen nur wenige schwer Abhängige diesen Klischees. Die meisten Süchtigen bleiben lange weitgehend unauffällig. Für die Betroffenen bedeutet das: Bevor sie sich selbst als suchtgefährdet oder süchtig wahrnehmen können, müssen sie begreifen, dass Suchtprobleme viel früher beginnen. Je früher allerdings die Einsicht gelingt und das Problem angegangen wird, desto besser sind die Aussichten auf einen dauerhaften Erfolg.

Nach außen hin verbergen die Betroffenen ihr Leiden in aller Regel so lange wie möglich. Die Erfahrung, entgegen den besten Vorsätzen immer wieder die Kontrolle über das eigene Verhalten zu verlieren, wird als Versagen erlebt und löst Schamgefühle aus. Und wer offen zugibt, sich nicht unter Kontrolle zu haben, muss in der Tat mit einem Verlust an Wertschätzung rechnen. Lediglich Tabakabhängige können einigermaßen offen über missglückte Ausstiegsversuche berichten.

Nicht zuletzt und vor allem fürchten Abhängige natürlich den Verlust ihres Suchtmittels. Wer seine Sucht überwinden möchte, muss letztlich immer zur Abstinenz bereit sein. Abhängige können sich nicht oder nur schwer vorstellen, ohne ihr Suchtmittel Entspannung, Freude, Zufriedenheit etc. erleben zu können – egal wie sehr sie andererseits unter ihrer Sucht leiden.

Viele Abhängige überwinden die Angst vor der Hilfe leider erst unter größtem, durch äußere Umstände erzeugten Druck, wie Arbeitsplatzverlust, Schulabgang, finanzielle Notlage oder Trennung von der Familie.

Ein weiterer Grund für die Angst vor der Hilfe ist sicherlich, dass zu wenig bekannt ist, wie vielfältig und wirksam das Hilfeangebot für suchtgefährdete und süchtige Menschen heute ist. Um den Hilfesuchenden entgegen zu kommen, wurde in den letzten 15 Jahren vor allem das telefonische Beratungs- und das ambulante Therapieangebot stark ausgebaut.

Auch wer noch nicht zur Abstinenz bereit ist, kann sich beraten lassen oder an einer Selbsthilfegruppe teilnehmen. Erst wenn man sich zur Aufnahme einer Behandlung entschließt, wird das Suchtmittel abgesetzt. Bis dahin sehen die Betreffenden einem suchtmittelfreien Leben allerdings bereits deutlich hoffnungsvoller entgegen. Die Erfolgsaussichten der Behandlung sind gut. Mehr als die Hälfte aller Patientinnen und Patienten bleibt nach einer Behandlung, wenn nicht für immer, so doch mindestens für mehrere Jahre abstinent.

Quelle: Broschüre „Alkohol, Medikamente, Tabak, illegale Drogen, süchtiges Verhalten? Ein Angebot an alle, die einem nahe stehenden Menschen helfen wollen“, Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS), www.dhs.de

Verknüpft mit:

Das Schwerpunktthema für Februar 2010

Vor dem Herunterladen:

Datei-Info:
Dateiformat: .doc
Dateigröße: 0,03 MB

Sie dürfen den Text NICHT in sozialen Medien nutzen (z.B. Facebook, Twitter, Instagram, YouTube, etc.)

Beispiel für den Urhebernachweis, den Sie führen müssen, wenn Sie den Text nutzen

Text: Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V.
In: Pfarrbriefservice.de