Die Begegnung mit dem Fremden
Checkliste zur Reflexion der Erfahrung
Seit einigen Jahrzehnten wird erforscht, wie wir die Begegnung mit Anderen und Fremdem in unser Weltbild integrieren. Dabei laufen in unserer Wahrnehmung meist unbewusste Vorgänge ab, die durchaus hilfreich sind, aber zu Vorurteilen führen können, wenn wir sie uns nicht bewusst machen und uns selbstkritisch über die Schulter schauen. Die Forschungserkenntnisse sind thesenartig zusammengefasst, und es folgt ein kleiner Vorsatz, den Mechanismen entgegenzuwirken:
Wir Menschen neigen dazu, die eigene Gemeinschaft als vielfältig wahrzunehmen, aber die Angehörigen anderer Gemeinschaften zu vereinheitlichen. Sind für mich alle (Juden, Christen, Muslime) gleich?
Ich will mich auf die Suche nach den Eigenheiten eines jeden Menschen machen. Jeder ist ein einzigartiges Geschöpf Gottes!
Wir Menschen neigen dazu, Ungewöhnliches besonders zu beachten und überzubewerten. Gegenüber Angehörigen anderer Gemeinschaften werden daraus schnell Verallgemeinerungen und Vorurteile. Ist für mich etwas typisch jüdisch, christlich und muslimisch?
Ich will mich mit Verallgemeinerungen zurückhalten und mich überraschen lassen durch Erfahrungen mit den anderen!
Wir Menschen neigen dazu, Probleme auf die Fremdheit, auch auf die fremde Religion zurückzuführen. Tatsächlich gibt es oft ganz andere Gründe (soziale Herkunft, Schulbildung oder Migrationssituation im Allgemeinen). Rechne ich Probleme im Zusammenleben der anderen Religion oder der anderen Nationalität zu?
Ich will versuchen die Situation des Anderen umfassend zu verstehen und auch bei Konflikten „alles zum Besten zu wenden“!
Wir Menschen neigen dazu, Fremde zu vereinnahmen, damit sie nicht mehr fremd sind. Kann ich anderen ihre eigene, ungewohnte Kultur zugestehen?
Ich will die anderen lassen wie sie sind und trotzdem gute Nachbarschaft, Dialog oder Freundschaft pflegen! Die Grenze der Toleranz ist für mich hierbei die Einhaltung der Menschenrechte.
Wir Menschen neigen dazu, unser Selbstwertgefühl dadurch zu stabilisieren, dass wir Fremde und Fremdes gering schätzen. Bin ich besser und meine Religion überlegen?
Ich will mich gut fühlen, selbstbewusst sein und meinen Glauben/ meine Überzeugung leben und lieben, ohne überlegen und besser sein zu müssen als andere und Fremde!
Ursula Sieg
aus: »Weisst du, wer ich bin?«, Materialsammlung, Basisheft I, S. 34.
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Text: Ursula SiegIn: Pfarrbriefservice.de