Die Flüchtlinge werden kommen
Ein Kommentar
Wir in der ersten Welt werden abgeben müssen von dem, was wir haben: Unseren Reichtum, unseren Besitz, unsere Häuser, unsere Arbeitsplätze und unsere Bildungschancen. Wir werden all das teilen müssen mit denen in der sogenannten 3. Welt, die gar nichts haben, die jetzt in unser Land drängen. Auch wenn wir noch so viele Sofortmaßnahmen gegen den Flüchtlingsstrom beschließen: Die Flüchtlinge werden kommen. Sie werden ihren Weg zu uns finden. Ihr Hunger und ihre Angst überwinden alle Mauern und Meere.
Wenn wir die Flüchtlinge bei uns aufnehmen, dann ist das ein humaner Akt. Klar. Christliche Nächstenliebe. Natürlich. Es ist aber auch ein Stück Wiedergutmachung. Seit Jahrhunderten sind wir mit schuld an instabilen Verhältnissen in den ärmsten Ländern der Welt und am Hunger dort. Wir haben mit den Bodenschätzen auf den armen Kontinenten gutes Geld gemacht, haben Arbeitskräfte ausgebeutet und deshalb billig gelebt, sind reich geworden durch die Waffenkäufe der Diktatoren und Machthaber.
Es ist Zeit zurückzugeben. Es ist Zeit für Umkehr. Wir werden nicht umhin kommen. Wir werden teilen müssen, mit den Armen hier und den Ärmsten dort. Nur so wird das Sterben und Sterben lassen aufhören. Nur so werden wir unsere Schuld los. Nur so wird es Frieden geben in der einen Welt, in der wir alle jeden Tag ein Stück mehr zusammenrücken.
Eckhard Raabe
Theologe und Leiter der Öffentlichkeitsarbeit im Bistum Rottenburg-Stuttgart, In: Pfarrbriefservice.de
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Text: Eckhard RaabeIn: Pfarrbriefservice.de