Die schönste Verkleidung
" Wer hat die schönste Verkleidung?", fragte ich die Kinder, die in bunten Kostümen zur Familienmesse gekommen waren. "Du", riefen einige und zeigten auf mich. Ihnen saß wohl der Schalk im Nacken. Aber es stimmt, verkleidet bin ich als Priester bei jeder Messe. Zwischen all den Prinzessinnen, Cowboys und Zauberern fiel ich gar nicht so auf. Da zeigte ein kleiner Harry Potter mit seinem Stab auf mich. In was er mich wohl verzaubern würde? Seinen Traum, alles verhexen zu können, konnte ich gut verstehen, wie auch die Sehnsucht der Prinzessin, so schön und angesehen zu sein wie ein Königskind am Hofe.
Die Verkleidung ermöglicht es den Kindern das zu sein, was sie bewundern. Und ich stand dazwischen in meinem Messgewand. So schlecht ist die Verkleidung gar nicht. Sie macht was her, keine Frage. Da geht es mir wie den Kindern: Ich bin nicht der, der ich zu sein scheine. Aber ein bisschen möchte ich es doch sein. Jesus darzustellen, ist mir eigentlich eine Nummer zu groß. Aber als dieser die Kinder in den Arm genommen und gesegnet hat, da wurden die Kleinen mächtig groß und haben sich gefreut. Na, wenn mir das gelingt, dann will ich mich gerne verkleiden, nicht nur an Karneval.
Wenn Ihnen ein kleiner Zauberer begegnet, vielleicht sogar in einer Messe, dann lassen Sie sich von seinem Stab berühren. In Ihnen keimt vielleicht der Vorwurf, dies gehöre nicht in die Kirche. Zugegeben, ein auf mich gerichteter Colt lenkt mich vom Gebet ab. Mordwerkzeuge gehören nicht unbedingt in die Kirche. Aber zum Glück sind sie ja nicht echt. Die begeisterten Kinder, die stolz ihre Verkleidung vorführen, können Sie vielleicht anstecken mit ihrer Freude. Und als was würden Sie sich gerne verkleiden?
Pfarrer Johannes Hammans, Coesfeld in „Kirche + Leben“, 17.02.2004
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Text: Pfarrer Johannes HammansIn: Pfarrbriefservice.de