Die Vögel am Himmel
Oder: Wie man sich von Tieren das richtige Sorgen abschauen kann
„Von der Tierwelt hatte Ihr Jesus aber keine Ahnung“, sagt ein Biologe zu mir. Soso, denke ich, mein Jesus hat also keine Ahnung von Tieren. Da bin ich aber gespannt … „Da gibt es doch dieses Gleichnis in der Bibel“, sagt er, „da will Jesus den Leuten klarmachen, dass sie sich nicht so viele Sorgen machen sollen. Und er nimmt dazu ein Beispiel aus der Tierwelt. Er sagt: ‚Seht die Vögel am Himmel: Sie säen nicht, sie ernten nicht und unser himmlischer Vater ernährt sie doch.’ Und dann schauen alle zum Himmel und sehen die Vögel und denken: Stimmt, die haben es wirklich gut. Die können den lieben Tag lang rumflattern, ein Liedchen trällern und müssen sich um nichts kümmern. So sorglos möchte ich auch mal in den Tag hinein leben.“
„Und was genau ist daran falsch…?“, frage ich.
„Dass das ganz falsche Vorstellungen weckt“, sagt er. „Die Vögel sind nicht der Inbegriff der Sorglosigkeit. Sie singen, um ihr Revier abzustecken; ständig müssen sie ihren Nistplatz verteidigen. Und dann, wenn der Nachwuchs geschlüpft ist, sind sie pausenlos auf Nahrungssuche, um die Brut zu füttern. Die arbeiten mindestens so hart wie die Menschen. Und überall lauern Gefahren. Und das gilt für die ganze Tierwelt – und übrigens auch für die Pflanzen.“
Hm. Interessanter Hinweis.
Das tun, was das Leben fordert
Nur – wenn ich so drüber nachdenke: Hat Jesus nicht gerade deswegen recht? Es geht ihm ja grade nicht um die pure Sorglosigkeit. Es geht ihm um das richtige Sorgen. Und da sind die Vögel ein super Beispiel. Denn die tun ja in jedem Augenblick genau das, was das Leben von ihnen fordert. Aber anders als viele Leute – setzen sich eben nicht auf einen Baumstumpf und grübeln und grübeln, was ihnen alles zustoßen könnte: Gibt’s in der nächsten Woche vielleicht Sturm? Und was, wenn das Nest runterfällt? Ja, macht es denn überhaupt noch Sinn, Nester zu bauen, bei all den Gefahren…! Nein, Vögel grübeln nicht. Sie leben einfach.
Und ich glaub, das ist es, was Jesus uns sagen will: „Hab Vertrauen. Natürlich kann der Himmel über dir einstürzen. Natürlich ist das Leben unberechenbar. Aber da ist eine Macht, die ist größer als du. Wirf dein Herz voraus. Und du wirst sehen: Du bist mitten drin. Im Leben. Und in Gottes Reichweite.“
Cornelia Michels-Zepp
Quelle: www.kirche-im-swr.de, In: Pfarrbriefservice.de
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Text: Cornelia Michels-Zepp, www.kirche-im-swr.deIn: Pfarrbriefservice.de