Die Wurzel nicht abschneiden
Ein Christ ist auf die Kirche angewiesen
Im Glauben und Leben der Kirche verwurzelt sein – das ist eine Überlebensfrage für den katholischen Christen. Das war sie damals in der DDR, als man mit sublimen Drohungen und Verlockungen zum Kirchenaustritt nötigte; das ist sie heute, wo für manche die Kirchensteuer zum Fallstrick wird.
Lasst mich das in allem Ernst sagen: Wer aus der Kirche austritt, versagt ihr nicht nur die gebotene Solidarität. Er schneidet die Wurzel ab, von der her sein Christsein genährt wird. Er kann nicht mehr die Sakramente empfangen und verliert zum Beispiel auch das Recht, Pate zu sein. Nein, es ist keine Bagatelle, mal so eben aus der Kirche auszutreten und zu denken: Im Herzen bleib ich ja gläubig und irgendwie werde ich am Ende schon beerdigt werden, wie - das ist mir dann ohnehin egal.
Ich spreche das einmal deutlich an, weil solche Gedanken sich heute ausbreiten. Das hängt mit der Mentalität zusammen, überhaupt Bindungen und Verpflichtungen nur als lästige Pflichten anzusehen und sie darum zu kappen. Manche möchten ja am liebsten auch aus dem Staat austreten, wenn das ginge. Und an eine verpflichtende Ehe – da denken viele ohnehin schon lange nicht mehr.
Wer Wurzeln kappt, zerstört Leben – auch wenn man am Anfang noch wenig merkt. Ein Baum ohne Verwurzelung geht ein, ein Christ ohne Lebenszusammenhang mit der Kirche, ohne einen praktizierten, gelebten Glauben verdorrt.
Bischof Joachim Wanke
Predigt bei der 50. Männerwallfahrt des Bistums Erfurt zum Klüschen Hagis 2006. Quelle: www.bistum-erfurt.de
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Text: Bischof Joachim WankeIn: Pfarrbriefservice.de