Ein anderer Weg der Hilfe

Abhängige Menschen müssen selbst erkennen, dass sie ein Suchtproblem haben und müssen selbst zu einer dauerhaften Veränderung ihres Verhaltens bereit sein. Als Angehörige bzw. Angehöriger können Sie aber viel dazu beitragen, dass die betroffene Person ihre Situation erkennt und Hilfe annimmt. Und Sie können dafür sorgen, dass Ihre eigene Lebensfreude und Kraft nicht ebenfalls in der Sucht untergehen.

Informieren Sie sich deshalb zunächst über Missbrauch und Sucht und über Hilfeangebote. Zudem sollten Sie sich – nochmals- auf ein offenes Gespräch vorbereiten. Sagen Sie in einem solchen Gespräch deutlich, wie Sie die Situation sehen und erleben. Weisen Sie auf Beratungsangebote hin und bieten Sie gegebenenfalls Ihre Begleitung an. Informieren Sie Ihre Angehörige bzw. Ihren Angehörigen darüber, was Sie als nächstes tun werden, um Ihre eigene Situation zu verbessern.

Immerhin jede fünfte Rat und Hilfe suchende Person bekam den Anstoß, Hilfe anzunehmen, durch einen nahe stehenden Menschen.

Indem Sie deutlich machen, dass Sie sich informiert haben und Ihrerseits Unterstützung annehmen werden, setzen Sie ein klares Zeichen: So wie bisher, wird es nicht mehr weiter gehen. Das kann Ihrem/Ihrer Angehörigen einen Anstoß geben, jetzt ebenfalls aktiv zu werden.

Gehen Sie auf „Distanz“

In einem weiteren Schritt geht es darum, einen Abstand zu wahren oder (wieder) zu finden, der dem betroffenen Menschen nicht (länger) den Blick auf die Sucht und ihre Folgen verstellt.

Hierzu ist es notwendig, dass Sie den Kampf um das Suchtmittel aufgeben und sicht nicht (länger) auf gegenseitige Beschuldigungen und Debatten einlassen. Außerdem sollten Sie – so weit wie irgend möglich – nicht länger Aufgaben und Verantwortung der/des Süchtigen übernehmen. Da sich diese Unterstützung meist im Laufe von Jahren aufbaut und ausweitet, nehmen Abhängige nämlich meist nicht wahr, wie viele Anforderungen des täglichen Lebens von ihnen ferngehalten werden. Bleibt diese Unterstützung aus, werden Fehler und Versäumnisse offensichtlich. Dadurch entsteht ein Druck, der dazu beitragen kann, dass sich die/der Abhängige um Veränderung bemüht. Denn obwohl es manchmal so scheinen mag, ist es Abhängigen keineswegs egal, wie sie nach außen hin wirken. Unternehmen Sie nichts mehr, um die drohenden Konsequenzen abzuwenden, muss der abhängige Mensch selbst aktiv werden, oder diese Konsequenzen auf sich nehmen.

Hilfe durch „Nicht-Hilfe“?

In diesem Zusammenhang wird häufig der Begriff „Hilfe durch Nicht-Hilfe“ gebraucht. „Nicht-Hilfe“ bedeutet aber nicht „Nichts-Tun“. Im Gegenteil: Gerade wenn Sie sich bislang sehr für den Ihnen nahe stehenden Menschen eingesetzt haben, verlangt dieser neue Weg der Hilfe von Ihnen Konsequenz und viel Kraft.

Quelle: Broschüre „Alkohol, Medikamente, Tabak, illegale Drogen, süchtiges Verhalten? Ein Angebot an alle, die einem nahe stehenden Menschen helfen wollen“, Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS), www.dhs.de  

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Das Schwerpunktthema für Februar 2010

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Text: Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V.
In: Pfarrbriefservice.de