Eine besondere Zahl: Die Drei
Ist mit der Zwei die Einzigartigkeit der Eins überwunden, so bildet die Drei die Synthese als Lösung dieser Antithese. Unsere Welt erfahren wir als dreidimensional; fehlt eine Dimension, dann ist die Wirklichkeit verkürzt. Die Drei ist die erste Zahl, die nach Aristoteles Anfang, Mitte und Ende hat. In vielen Religionen gilt die Drei als Inbegriff der Vollkommenheit und ist deshalb eine heilige Zahl, so auch im Christentum und da vor allem in der Lehre von der Dreifaltigkeit Gottes.
Wird die Zwei als feminin angesehen, so gilt die Drei als maskulin. In den menschlichen Beziehungen steht die Drei für die Urform der Familie mit Vater, Mutter und Kind - auch die Heilige Familie besteht aus drei Person: Josef, Maria und Jesus, oder die Dreiheit von Gott-Vater, Gotteskind (Jesu) und Muttergottes. Die Drei ist auch ein Bild der Ganzheit. In der Geometrie bildet das Dreieck eine Urform, so wie die Eins im Punkt und die Zwei in der Linie dargestellt werden. In der christlichen Kunst symbolisiert das Dreieck oder drei ineinandergreifende Kreise die Dreifaltigkeit, viele Kirchen haben drei Kirchenschiffe, drei Türme oder drei Portale. Nach Augustinus ist die Drei zugleich die Zahl der Seele, so wie Vier die Zahl des Körpers ist.
In der Bibel tritt die Drei häufig auf. Beim alttestamentlichen Propheten Hosea heißt es: "Er wird uns beleben nach zwei Tagen und am dritten Tag uns aufrichten" (Hos 6,2). Im Traum erscheinen dem Mundschenken des Pharaos drei Reben an einem Weinstock als Sinnbild für drei Tage (1 Gen 40,9). Jona war drei Tage im Bauch des Fisches (vgl. Jon 2,1), was als Sinnbild für Jesu Tod und seine dreitägige Grabesruhe gedeutet, wurde (vgl. Mt 12,40). Was bedeutsam ist und wirken soll, geschieht oft dreifach: Der dreifache Fluch auf Kanaan (vgl. Gen 9,25-27), der dreifache Segen der Israeliten (vgl. Num 6,24-26; 24,10), das dreifache Lob und Gebet (vgl. Jes 6,3), beispielsweise das Gebet Jesu am Ölberg (vgl. Mt 26,44) [..].
Treten drei Personen auf, so ist das ebenfalls ein Zeichen von Wichtigkeit. Noach hatte drei Söhne: Sein, Cham und Japhet, die zu Vätern ganzer Völker wurden (vgl. Gen 9,18), der Tradition nach der Hamiten und der Semiten. Die drei Männer, die Abraham aufsuchten, versinnbildlichen Gott selbst (vgl. Gen 18,2). Die drei Männer im Feuerofen bezeugen das Erbarmen und die Macht Gottes (vgl. Dan 3). Drei Magier kommen, um im Kind Jesus den neugeborenen König der Juden zu verehren (vgl. Mt 2). […]
Jesus macht von sich selbst eine dreifach Aussage: "Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben" (Joh 14,6). Paulus schreibt im Brief an die Korinther "Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung und Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen" (1.Kor. 13,13). Glaube, Hoffnung, Liebe - auf Latein fides, spes, caritas - gelten als die drei göttlichen Tugenden, die häufig durch Kreuz, Anker und Herz versinnbildlicht werden. […]
Der Jahres- und Lebenszyklus wurde in vielen Kulturen als Dreiheit gesehen. Stichwörter hierfür sind:
- Wachsen - Fruchtbarkeit - Vergehen
- Kindheit - Erwachsenenalter - Alter
- Frühling - Sommer - Herbst
- zunehmender Mond - Vollmond - abnehmender Mond
- Vergangenheit - Gegenwart - Zukunft
- Anfang - Mitte - Ende
Eine Dreiheit von Göttern - die Göttertriade - als Symbol für die allumfassende Göttlichkeit existiert in der Mythologie vieler Kulturkreise. […]
In Märchen hat die Zahl Drei ebenfalls eine herausragende Bedeutung. Es gibt drei Prinzen oder Prinzessinnen, drei Hexen, drei Schicksalsschwestern, drei Feen. In der Regel haben die Held(inn)en genau drei - in der Regel unlösbar scheinende - Aufgaben zu erfüllen. Drei Prüfungen sind zu bestehen, und derjenige, der einer Fee begegnet, hat drei Wünsche offen. Und wie sagt der Volksmund: "Aller guten Dinge sind drei!".
Dr. Martin Weimer, www.glaube-und-kirche.de/drei.htm
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Text: Dr. Martin WeimerIn: Pfarrbriefservice.de