Eine Initiative, die gesellschaftliche Diskussionen anstößt

Zur Geschichte der Interkulturellen Woche

Es waren aktuelle gesellschaftliche Beobachtungen, die die großen christlichen Kirchen in Deutschland im Jahr 1975 veranlassten, den "Tag des ausländischen Mitbürgers", aus dem sich dann die heutige Interkulturelle Woche / Woche der ausländischen Mitbürger entwickelt hat, ins Leben zu rufen.

Fehlende Integrationsangebote

Nach dem Anwerbestopp 1973 war deutlich geworden, dass die anfängliche Annahme, ausländische Arbeitskräfte würden sich nur vorübergehend in der Bundesrepublik Deutschland aufhalten wollen, um in absehbarer Zeit wieder in ihre Herkunftsländer zurückzukehren, eine folgenschwere Fehleinschätzung darstellte.

Seither gilt das dem Schweizer Schriftsteller Max Frisch zugeschriebene Wort: "Es wurden Arbeitskräfte gerufen, es kamen aber Menschen!" Fehlende politische Rahmenbedingungen, fehlende soziale wie gesellschaftliche Integrationsangebote machten in der Folge nicht nur den "Gastarbeitern", sondern auch der deutschen Mehrheitsbevölkerung zu schaffen. Die Arbeitsmigranten sahen sich bestenfalls der Erwartung gegenüber, sich vollständig an die deutsche Gesellschaft anzupassen und ihrer Werteordnung unterzuordnen.

Anstoß zu gesellschaftlichen Diskussionen

Mit dem Tag bzw. der Woche der ausländischen Mitbürger wurden gesellschaftliche Diskussionen angestoßen, die bis heute wirken. 1978 formulierten die Kirchen in ihrem gemeinsamen Wort zum "Tag des ausländischen Mitbürgers": "Für viele ... ist die Bundesrepublik zum Einwanderungsland geworden." Über Jahrzehnte hinweg galt als Dogma der deutschen Ausländerpolitik: "Deutschland ist kein Einwanderungsland".

Im Jahre 1980 veröffentlichte der Ökumenische Vorbereitungsausschuss Thesen zur "Woche". Die erste These lautete: "Wir leben in der Bundesrepublik in einer multikulturellen Gesellschaft." Dies war der Anstoß für eine lebhafte Debatte, die sich über die 80er und 90er Jahre hinzog und später von Politikern aufgegriffen wurde.

Kirchen als Anwalt von Flüchtlingen

Den christlichen Kirchen ist es darüber hinaus in den zurückliegenden Jahren gelungen, die Herausforderungen durch Migration und Flucht im Kontext einer verschärften Ausländerpolitik öffentlich zu machen und auf diese Weise zum Anwalt von Flüchtlingen zu werden, die in Deutschland Zuflucht suchen. Dies hat auch darin Ausdruck gefunden, dass bereits seit 1986 in der Interkulturellen Woche / Woche der ausländischen Mitbürger mit dem Tag des Flüchtlings auf die besondere Situation von Flüchtlingen hingewiesen wird.

Sich besser kennenlernen

Bis heute ist das Eintreten für bessere politische und rechtliche Rahmenbedingungen des Zusammenlebens von Deutschen und Zugewanderten ein Ziel der "Woche" geblieben. Aber auch durch Begegnungen und Kontakte im persönlichen Bereich ein besseres gegenseitiges Verständnis zu entwickeln und zum Abbau von Vorurteilen beizutragen, ist ein zentrales Anliegen der Initiative. Deshalb werden die Informationsveranstaltungen durch Feste und Begegnungen sowie Theater- und Filmvorführungen und Lesungen von Künstlerinnen und Künstlern ergänzt.

Quelle: www.interkulturellewoche.de

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Text: www.interkulturellewoche.de
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