Die drei Autoren Bekir Alboğa, Georg Bienemann und Werner Höbsch laden ein, offen und ohne Angst auf die in Deutschland lebenden Muslime zuzugehen und einander besser kennenzulernen.
Ob auf den Straßen und Plätzen oder am Arbeitsplatz, ob in der Schule oder im Krankenhaus – die Begegnung mit Muslimen gehört inzwischen zum Alltag. Mit 3,4 Millionen Gläubigen sind sie nach den beiden christlichen Konfessionen die drittgrößte Religionsgemeinschaft im Land. Wie leben Muslime in Deutschland? Und was glauben sie? Die Autoren dieses Buches, ein Muslim und zwei Christen, wollen durch grundlegende Informationen zum Gespräch zwischen Christen und Muslimen ermuntern und zum gegenseitigen Verständnis beitragen.
Für mehr Interesse aneinander
Dialog bedeutet für sie, nicht das Trennende in den Vordergrund zu stellen, sondern für ein Klima des Interesses aneinander zu sorgen. Die Kunst dabei ist, das Gemeinsame zu suchen und das Trennende, Andere nicht zu leugnen. „Das Andere und der Andere dürfen und sollen anders sein und bleiben, aber sie sind nicht Anlass zur Ausgrenzung, sondern Grund, den Reichtum der Vielfalt zu erkennen.“
Den Glauben der anderen kennenlernen
Nach einer Einführung zur Religionslandschaft in Deutschland und zur Situation der Muslime stellen die Autoren die wichtigsten Aspekte des Christentums und des Islam vor. Für die Muslime sind das die „fünf Säulen des Islam“, das Bekenntnis zu Allah, den Einen Gott, das tägliche fünfmalige Gebet, das Fasten im Monat Ramadan, das Pflichtalmosen und die Pilgerfahrt nach Mekka, die jeder Muslim einmal in seinem Leben unternehmen soll. Für die Christen formuliert das Glaubensbekenntnis den Kern des christlichen Glaubens an den Dreieinen Gott. Dazu weisen sie auf einige christliche Rituale und Praktiken hin, die den „fünf Säulen“ ähnlich sind und die Verwandtschaft von Christen und Muslimen erkennen lassen: Gebet, Wallfahrt und der Einsatz für Notleidende. Sie stellen die christliche und muslimische Frömmigkeitspraxis vor und beschreiben die wichtigsten Feste. Zu diesen Festen gegenseitig Grüße auszusprechen, sei eine wichtige Geste der Anerkennung und des Interesses, betont Bekir Alboğa, Dialogbeauftragter der DİTİB (Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e.V., türkisch: Diyanet İşleri Türk İslam Birliği), des bundesweiten Dachverbandes türkisch-islamischer Moscheegemeinden in Deutschland.
Türkisch geprägte Darstellung des Islam
Im Kapitel über das „Leben in der Welt“, das mit den Themen Islamisches Rechtsverständnis und Stellung der Frau im Islam die vielleicht heikelsten Punkte im Verhältnis von Christen und Muslimen enthält, wird besonders deutlich, dass die Darstellung des Islam in diesem Buch türkisch geprägt ist. Diese Richtung des Islam ist geprägt von der strikten Trennung zwischen Religion und Staat und hat weitgehend seinen Frieden gemacht mit der säkular geprägten Demokratie. In Deutschland vertritt die DİTİB unter Aufsicht der türkischen Regierung diese Richtung des Islam. Auch wenn nicht alle Muslime diese Positionen teilen, sind sie doch für das Bild des Islam in Deutschland sehr wichtig, nimmt die DİTİB doch für sich in Anspruch, die Mehrheit der im Land lebenden Muslime zu vertreten.
Aufeinander zugehen
Richtig rund wird das Buch schließlich durch die zahlreichen Adressen, Links und Literaturhinweise sowie durch ein kleines Lexikon, in dem wichtige Begriffe des Christentums und des Islam kurz erläutert werden.
„Christen und Muslime Tür an Tür“ ist eine Einladung, offen und ohne Angst auf die in Deutschland lebenden Muslime zuzugehen und einander besser kennenzulernen. Das Buch räumt mit vielen Vorurteilen auf und zeigt sehr eindrücklich, dass Integration keine Einbahnstraße ist, die nur von „den Anderen“ etwas fordert. Einheimische und Fremde, Muslime und Christen müssen aufeinander zugehen, um sich als vielfältige Gemeinschaft zu erfahren. Der Weg mag anstrengend sein, aber er lohnt sich. (Borromäusverein)
Bekir Alboğa, Georg Bienemann, Werner Höbsch: Christen und Muslime Tür an Tür. Basiswissen kompakt. München: Don Bosco Verlag 2008. - 131 S., 14,90 Euro.