Familie - vollkommen?

Idealbilder sind wichtig. Aber auch Brüche und Neuanfänge gehören zum Leben.

Im Jugendkatechismus der Katholischen Kirche von 2010 heißt es über die Familie: „Ein Mann und eine Frau, die miteinander verheiratet sind, bilden mit ihren Kindern eine Familie. Gott will, dass aus der Liebe der Eltern, soweit es möglich ist, Kinder hervorgehen. Die Kinder, die dem Schutz und der Sorge der Eltern anvertraut sind, haben die gleiche Würde wie ihre Eltern. “ (Youcat 368. Hier wird auch Bezug genommen auf den Katechismus der Katholischen Kirche von 1993).

Ein Idealbild von Familie wird hier gezeichnet, ein geordnetes Bild, klar strukturiert, ohne Brüche mit festgelegten Rollenbildern von Mann, Frau und Kindern. Aber es ist ein Bild, das nicht mehr die ganze Lebenswirklichkeit der Familie heute mit ihren vielfältigen Aufgaben und Herausforderungen umfassen kann. Die Umfrage der Deutschen Bischöfe Ende 2013 zum Thema Familie an alle Katholiken hat gezeigt, wie weit die Lebenswirklichkeit der katholischen Christen an vielen Stellen von der Vorgabe unserer Kirche divergiert.

Neue Fragen

Ganz neue Fragen sind auf die „Familie heute“ zugekommen:

  • Was ist, wenn ein Ehepaar in einer zweiten Ehe verheiratet ist?
  • Wie geht Familienleben, wenn ein Partner fehlt?
  • Wie kann Familie gelebt werden, wenn ein gleichgeschlechtliches Paar für die Erziehung der Kinder Verantwortung übernimmt ?

Schon in unserer heiligen Schrift zeigt sich, dass die Situation von Familie im Laufe der Geschichte viele Wandlungen erfahren hat: Die Familie Abrahams, Isaaks oder Jakobs etwa umfasste nicht nur Ehefrau und Kinder, auch Sklaven und Mägde, verheiratete Söhne und deren Kinder gehörten zur Familie.

Im neuen Testament wird die Familie entweder von ihrem Familienstamm, patria, oder dem „oikos“, der Hausgemeinschaft, her definiert. Und wenn man auf die heilige Familie mit Jesus, Maria und Josef blickt, lässt sich mühelos erahnen, welchen Herausforderungen auch die Jesus-Familie ausgesetzt war: unerwartete Schwangerschaft der jungen Frau, Geburt des Kindes in Not und Armut, Flucht nach Ägypten und schließlich die Auseinandersetzung mit dem heranwachsenden 12-jährigen Jesus im Tempel in Jerusalem.

Ob es die „vollkommene Familie“ je gegeben hat?

Gelebte Treue

Aber, so verschieden Familienleben sich heute auch darstellt, immer gibt es noch Grundlagen, ohne die keine Familiengemeinschaft auskommen kann:

Gelebte Treue und Verlässlichkeit, sie schaffen die Grundlage für Vertrauen, Geborgenheit und Aufgehobensein! Verantwortung für die Erziehung, denn Kinder brauchen stabile, glaubwürdige Vorbilder! Und schließlich, die Weitergabe des Glaubens!

Der dreifaltige Gott ist in seiner Tiefe Gemeinschaft, und wir Menschen sind auf sein Ebenbild hin geschaffen. Wo Menschen diese Liebe leben, sind sie Abbild und Beispiel der Treue Gottes zu uns Menschen.

Idealbilder sind wichtig. Aber auch Scheitern und Brüche, Versagen und Neuanfänge gehören zu unserem Leben. Auch dort, wo Menschen einen neuen Anfang wagen, dürfen sie auf die verzeihende Liebe unseres Gottes vertrauen. Jesus Christus hat sie uns vorgelebt.

Herausforderungen im Vertrauen auf Jesus meistern

In dieser Zeit vor Ostern erinnern wir uns daran, dass das erlösende Leben und Sterben Jesu uns immer wieder neu die Chance der Versöhnung und des Neuanfangs geschenkt hat. Seine Liebe ist größer als unser Versagen. Der Blick auf sein Handeln mag uns helfen, die Herausforderungen, die an die heutige Familie herantreten, zu meistern; die Familien zu begleiten, wenn Nöte und Fragen sich auftürmen.

Familie ist und bleibt, trotz aller Veränderungen, Urzelle der menschlichen Gemeinschaft und ist gerade deshalb dem Schutz der Kirche, der Gesellschaft und dem Staate anvertraut. Neben allen Belastungen und Sorgen sollten wir immer wieder hervorheben, wie großherzig auch heute in der Familie Liebe gelebt werden kann und in unsere ganze Gesellschaft ausstrahlt und ihr damit zu Gute kommt.

Johannes Mahlberg, Pfarrer

aus: Familie, so oder so, oder wie? Pfarrbrief der Katholischen Kirchengemeinde Christus König Köln-Porz, Ostern 2014, In: Pfarrbriefservice.de

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Das Schwerpunktthema für März 2015

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Text: Johannes Mahlberg
In: Pfarrbriefservice.de