Formen einer heutigen eucharistischen Frömmigkeit
Die Feier des Fronleichnamsfestes kommt eigentlich erst dann in ihrer ursprünglichen Bedeutung recht zum Tragen, wenn sie eingebettet ist in eine individuell wie auch gemeindlich ausgeprägte eucharistische Frömmigkeit. Alles andere lässt sie als aufgesetzt erscheinen. Möglicherweise rühren manche Schwierigkeiten, die es heute mit dem Fest gibt, daher, dass diese Einbettung eben nicht mehr selbstverständlich ist. Doch wie kann eine heutige eucharistische Frömmigkeit aussehen? …
Bewusstmachung
Liturgische Bildung, vom II. Vatikanischen Konzil dringend gefordert, geht nicht nur die Priester und die „Akteure“ des Gottesdienstes an, sie ist auch für die Laien wichtig und vor allem wesentlich: Da nach der Theologie des Konzils die ganze Gemeinde Trägerin des Gottesdienstes ist, wird von allen Beteiligten auch eine liturgische „Kompetenz“ erwartet. „Bewusste Teilnahme“ setzt Bewusstsein, Wissen, voraus. …
Zeichenhaftes Sprechen und Tun
Die Sprache vermittelt sehr viel von der Würde einer Sache. Das Sprechen über die Gegenwart Christi geschieht heute in einer oft unangemessenen Weise. Eine stetige Verwendung von Begriffen wie „das Brot“ und „der Wein“ für Leib und Blut Christi verhüllen den Hinweis auf das wahre Wesen ebenso wie der fast schon despektierliche Ausdruck „die Oblate“. Darauf verweist auch Andreas Heinz (Messfrömmigkeit): „Bei der Kommunion wird nicht ‚heiliges Brot’ ausgeteilt, sondern es geschieht Begegnung mit dem lebendigen Christus. Erst wo diese personale Tiefe in den Blick kommt, kommt es zu jener Ernsthaftigkeit und Ehrfurcht, die dem Gebrauch des Sakramentes angemessen ist.“ …
Spendevorgang der Kommunion
Wenn die Eucharistie den Vorrang vor der Prozession hat, muss auch die Kommunion als zentrales Geschehen wieder erlebbar sein. … Von daher ist die Überlegung (und Praxis) durchaus bedenkenswert, auch bei der Kommunion (ähnlich wie bei der Evangeliumsverkündigung) zwei Kerzenträger neben dem Kommunionspender bzw. an den Seiten der Kommunizierenden aufzustellen. …
Michael Grünwald schrieb in seiner Anleitung „Eucharistie feiern“: „Wir müssen den Leib des Herrn so reichen, dass Glaube gerufen wird. Darum verbietet sich alle Eile und darum gebietet sich, für eine Ordnung der Kommunion zu sorgen, in der Ruhe, Sammlung möglich ist.“ … Dieses Reichen ist höchst bedeutsam; darin kommt zum Ausdruck, dass wir vor Gott nie anders sein können als Empfangende. …
Insgesamt sollte die Kommunion ein Vorgang sein, der die Zuwendung Gottes sinnenfällig macht. … Und grundsätzlich gilt auch hier, dass der Vorgang des Kommunizierens und seine Bedeutung immer wieder erschlossen werden müssen … Sollen die Dinge etwas bedeuten, muss man sie deuten. Das gilt auch für Fronleichnam. …
Bereitung auf Begegnung
In der Eucharistiefeier geschieht Gottesbegegnung. Auf diese Begegnung muss man sich einstellen. Die Bibel ist voll von Berichten über Menschen, die Gott begegnet sind, weil sie auf ihn vorbereitet waren. Zu dieser Bereitung auf die Begegnung mit Gott trägt mancherlei bei, die Stille vor allem, deren Verlust auch in der Liturgie immer wieder beklagt wird. … Das betrifft auch den Beginn der Eucharistiefeier; die Versammlung der Gemeinde, erstes wichtiges Zeichen, sollte auch der Sammlung dienen, denn, wie schon Romano Guardini in seiner berühmten „Besinnung vor der heiligen Messe“ schrieb: „Erst aus der Sammlung wird Liturgie möglich.“ …
Die entsprechende Bereitung will und soll deutlich machen, dass Eucharistie eben keine Veranstaltung ist wie viele andere, nur eben fromm, sondern dass in ihr eine besondere Begegnung mit dem ganz Anderen stattfindet, der heilig ist. Vor allem auf die Begegnung in der Kommunion soll und kann man sich vorbereiten. … Das kann auch in entsprechenden Vorbereitungsgebeten auf die Kommunion geschehen. …
Eucharistische Nüchternheit
Zur Bereitung sollte früher auch die eucharistische Nüchternheit beitragen. Mit ihr ist es aber wie mit dem Fasten: Eigentlich gibt es sie nicht mehr. Die derzeitige Regelung, eine Stunde vor Kommunionempfang, reduziert die Nüchternheit bei einer Sonntagsmesse auf etwa eine Viertelstunde vor Messbeginn. Das schafft freilich einen eher zufälligen Zustand der Nüchternheit, denn soviel Zeit braucht man ja mindestens für den Weg zur Kirche. Genauso gut aber könnte man von einem Menschen, der tagsüber nicht zum Essen kommt, sagen, dass er faste. Wie das Fasten ist auch die Nüchternheit ein bewusstes Tun; sie drückt aus, dass sich der Mensch ganzheitlich, mit Seele und Körper, auf die Begegnung mit Gott vorbereitet. …
Zur Bereitung auf den rechten Empfang der Eucharistie gehört auch das Bußsakrament. … Wer sich einer schweren Sünde bewusst ist, muss das Sakrament der Buße empfangen, bevor er die Kommunion empfängt.
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages entnommen aus: Guido Fuchs: Fronleichnam – Ein Fest in Bewegung. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg, 2006, ISBN 978-3-7917-1992-4. www.pustet.de
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Text: Guido FuchsIn: Pfarrbriefservice.de