Gott nimmt es mit den Gegnern des Lebens auf
“Er, der mich gerechtspricht, ist nahe. Wer wagt es, mit mir zu streiten? Lasst uns zusammen vortreten! Wer ist mein Gegner im Rechtsstreit? Er trete zu mir heran. Seht her, Gott, der Herr, wird mir helfen.“ Jes 50,7-9
Vor Gericht geht man meist nicht ohne Not. Die eigene Lage muss bedrängend sein, bevor man sich entschließt, die Fakten auf den Tisch zu legen und das Innere nach außen zu kehren. Ich kann nicht sicher sein, am Ende Recht zu bekommen; vielleicht bleiben nur Scherbenhaufen.
Die Not der Menschen ist groß, zu allen Zeiten. Das biblische Wort für die erste Adventswoche nimmt diese Not auf. Es führt die Ohnmächtigen und Schuldbeladenen, die vergeblich Hoffenden und die Verzagten vor allen anderen an den Ort, an dem sich Gerechtigkeit und Frieden küssen. Es ist nicht der Gerichtssaal unserer Zeiten, an dem der Streit um mein Recht ausgetragen wird. Vielleicht die Blechhütte am Rande von Port au Prince; vielleicht das Haus der Oppositionsführerin Suu Kyi nach ihrer Freilassung in Myanmar; vielleicht das Zimmer des 16jährigen Jugendlichen, der noch immer keine Lehrstelle gefunden hat.
Es gibt viele Orte für diesen Prozess, aber eines bleibt gleich: die Verheißung des Propheten Jesaja, dass Gott zu uns kommt und an unserer Seite steht im Streit um unseren Platz in dieser Welt. Er wird verheißen als mein Anwalt und mein Fürsprecher in den kleinen und großen Konflikten meines Lebens und in den großen politischen Fragen unserer Zeit.
Die Adventszeit ist darum nicht nur eine Zeit der Buße und der inneren Hinwendung zu Gott. Sie gibt zugleich Platz für die großen Hoffnungen auf Gerechtigkeit und Frieden in unserer Welt.
Vor Gericht geht man nicht ohne Not. Gott kommt auch darum an unsere Seite. Er nimmt es mit den Gegnern des Lebens auf und darum am Ende auch mit dem Tod. Wie der Streit ausgehen wird, steht für uns schon fest: Christus ist auferstanden, und mit ihm gehen wir ins Leben.
Diese Hoffnung steht am Anfang des Advent und sie begegnet mir dort, wo ich lebe. Wir hoffen damit zugleich, dass der Streit einmal endgültig vorbei ist und wir alle bei Gott leben, am Ende der Zeit. Bis dahin hilft auch der Prophet Jesaja, Mut für schwere Wege zu finden: "Seht her, Gott, der Herr, wird mir helfen."
Dr. Thomas Schalla
Landesjugendpfarrer der Evangelischen Landeskirche in Baden. Quelle: www.advent-online.de, 2010
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Text: Dr. Thomas SchallaIn: Pfarrbriefservice.de