Gott "unten" suchen
Umdenken muss der, der Weihnachten begreifen will
Das erste Kind eines jungen Ehepaares kam ins Krabbelalter. Überall griff es zu, zog an Tischdecken und Sofakissen. Ein gefährliches Alter! Das Weihnachtsfest kam näher. Einerseits hatten sie große Freude an ihrem Kind, andererseits wollten sie nicht auf den liebgewordenen Weihnachtsbaum verzichten. Was aber, wenn der Kleine in der Wohnung herumkrabbelte und den Baum umriss? Baum und Kind: das wurde schwierig. Sie suchten nach einer Lösung – und fanden eine: für Kinder gibt es Laufställe. Sie kauften einen Laufstall, kauften und schmückten den Weihnachtsbaum, freuten sich daran und setzten den kleinen Sohn in den Laufstall. Doch das Problem war damit nicht gelöst, denn der Kleine schrie wie am Spieß, weil sie ihn seiner Freiheit beraubt hatten. Also mussten sie neu überlegen. Und sie fanden eine neue Lösung. Sie nahmen das Kind aus dem Laufstall und stellten den Weihnachtsbaum hinein. Auf diese Art war der Weihnachtsbaum geschützt und der Kleine konnte sich in der ganzen Wohnung entfalten.
Umdenken befreit
An dieser Geschichte habe ich meine helle Freude, weil die Lösung so umwerfend einfach ist, und darum auch so befreiend. Um sie zu finden, mussten die jungen Leute nur die überlieferte Denkvorstellung durchbrechen: ein Laufstall ist für Kinder. Warum soll ein Laufstall nicht auch für Weihnachtsbäume sein? Man muss nur umdenken, in unvertrauten Bahnen denken und plötzlich entsteht ein Raum von Freiheit und von Aufatmen.
Solches Denken braucht der, der Weihnachten begreifen will. Gott und Himmel gehören für viele so selbstverständlich zusammen, wie Laufstall und Kind. Himmel und Erde haben so wenig miteinander zu tun wie Christbaum und Laufstall. Wer diesen Denkmustern verfallen ist, wird Weihnachten nie begreifen. An Weihnachten stellt Gott alle bisherigen Denkmodelle auf den Kopf: Gott und Himmel, das bleibt. Aber Himmel und Erde: da gibt es nie da gewesene Verknüpfungen: Himmel und Erde berühren sich, der Himmel ist nicht mehr weit weg, unerreichbar. Der Himmel kommt auf die Erde, die Erde wird ein Stück vom Himmel. Von jetzt an heißt es nicht mehr: „Suchst du Gott, dann such ihn oben!“, sondern: „Suchst du Gott, dann such ihn unten, in deiner Nähe, such ihn bei dir, ja in dir.“
Was Weihnachten wirklich bedeutet
Gott und Mensch sind nicht mehr zwei Welten, Gott wird Mensch, damit ich, der Mensch, ihn an meiner Seite erlebe. Das zu begreifen, verlangt tatsächlich ein Umdenken. „Christ ist geboren“ zu singen, ist das eine. An sein Aufscheinen in meinem alltäglichen Leben zu glauben und dafür wach zu sein, ist das Entscheidende.
mit freundlicher Genehmigung:
Autor: Pater Heribert Arens, Bad Staffelstein / Vierzehnheiligen, Katholische Hörfunkarbeit für Deutschlandradio und Deutsche Welle, Bonn, www.dradio-dw-kath.eu, In: Pfarrbriefservice.de
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Text: Pater Heribert ArensIn: Pfarrbriefservice.de