Gut oder schlecht, richtig oder falsch?
Impulstext zum Rezept „Chili con Tofu"
zu 1. Mose 27
Auch nach dem berühmten Linsengericht spielt das Essen in der Geschichte der ungleichen Brüder Jakob und Esau eine wichtige Rolle: Vater Isaak bittet Esau, ihm ein Wildgericht zu bereiten. Und während dieser auf der Jagd ist, bereitet Mutter Rebekka eine Ziege so zu, dass sie wie Wild schmeckt. Jakob kann sich mit diesem Gericht als Esau ausgeben und auf diese Weise den Segen des Vaters erschleichen.
Etwas so zuzubereiten, dass es wie etwas anderes schmeckt, ist nicht leicht! Respekt, Rebekka, vor so viel Kreativität und Geschicklichkeit! Etwas so zuzubereiten, dass es wie etwas anderes schmeckt, diese Kunst öffnet auch heute noch Türen: Wenn man zum Beispiel ganz oder zum Teil auf Fleisch verzichten möchte, kann ein gut zubereitetes Chili con Tofu den Speiseplan sehr bereichern.
Die Bewunderung für Rebekkas Fähigkeiten hat allerdings einen zwiespältigen Beigeschmack, weil sie an dieser Stelle in der Bibel so unmittelbar mit dem Betrug an Isaak zusammenhängt. Rebekka setzt ihre guten Gaben und Fähigkeiten für etwas Betrügerisches ein.
Gibt es das nicht auch in meinem Leben? Dass ich meine guten Eigenschaften und Fähigkeiten für etwas nutze, das falsch ist, ob nun bewusst oder unbewusst? Indem ich beispielsweise, wenn ich sehr sprachgewandt bin, andere in Grund und Boden rede, ohne es zu merken.
Und gibt es das eigentlich auch umgekehrt? Dass ich „schlechte“ Eigenschaften zum Guten einsetzen kann? Aber wird dann nicht das vermeintlich Schlechte zu etwas Gutem?
Vielleicht sind die Kategorien „gut“ und „schlecht“ auch häufig zu extrem. Bei Jakob, Esau, Isaak und Rebekka ist keiner der eindeutig und ausschließlich Schlechte, und auch keiner der eindeutig und ausschließlich Gute. Auch das Resultat aus der „guten“ Kochkunst und dem „schlechten“ Betrug hat gute und schlechte Seiten, wie der Fortgang der Geschichte zeigt.
Die Geschichte von Jakob und Esau fordert uns heraus, verantwortlich und umsichtig mit unseren Gaben und Fähigkeiten umzugehen. Mich persönlich entlastet in dieser Verantwortlichkeit aber die Vorstellung, dass eindeutige Urteile als „gut“ oder „schlecht“ oft zu kurz greifen.
aus dem Buch: „Himmlisch genießen - Gutes für Leib und Seele“, Martina Baur-Schäfer | Ulrike Verwold (Hrsg.), edition chrismon, 144 Seiten, Hardcover, EUR 20,00 [D], ISBN 978-3-96038-164-8, In: Pfarrbriefservice.de
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Text: „Himmlisch genießen - Gutes für Leib und Seele“, Martina Baur-Schäfer | Ulrike Verwold (Hrsg.), edition chrismon, 144 Seiten, Hardcover, EUR 20,00 [D], ISBN 978-3-96038-164-8In: Pfarrbriefservice.de