Häufigkeit von Suizid
Erläuterung der Entwicklungen und Erklärungsansätze
Den folgenden Ausführungen liegen die statistischen Angaben für das Jahr 2013 zugrunde (vgl. Grafik „Suizide in Deutschland 1980 bis 2013“). In diesem Jahr verstarben in Deutschland insgesamt 893.825 Menschen (429.645 Männer und 464.180 Frauen), davon insgesamt 10.076 Sterbefälle durch Suizid (7.449 Männer und 2.627 Frauen). Das heißt, bei 1,1 Prozent aller in Deutschland im Jahr 2013 gestorbenen Menschen war Suizid die Todesursache (1,7 Prozent der Sterbefälle der Männer und 0,6 Prozent der Sterbefälle der Frauen.) Jeder 58. männliche Tote und jede 177. weibliche Tote hat sich das Leben genommen. 74 Prozent der durch Suizid Verstorbenen waren Männer, 26 Prozent Frauen. Das Verhältnis Männer zu Frauen ist drei zu eins.
Mit Sicherheit ist davon auszugehen, dass die Zahl der durch Suizid gestorbenen Menschen deutlich höher ist. Es gibt die Kategorien „sonstiger Tod unbekannter Ursache“, „Tod ohne Anwesenheit anderer Personen“ und „Tod unklarer Ursache“, die in der Todesursachenstatistik nicht als Suizide zählen, wo aber ein Suizid nicht ausgeschlossen ist. Bei der Leichenschau wird das Grundleiden als monokausale Todesursache erfasst, wodurch möglicherweise auch etwaige Suizide von den Ärzten nicht als Todesursache angesehen und angegeben werden. Es lässt sich auch oft nicht feststellen, ob ein Fenstersturz, eine Karambolage im Straßenverkehr etc. ein tödlicher Unfall oder ein Suizid war. Und bei alten Menschen kann sich bei einem Tod aus vermeintlicher „Altersschwäche“ durchaus ein Suizid verbergen, ein „stiller“ Suizid. Die Dunkelziffer ist hoch.
Die Grafik „Suizide pro 100.000 im Jahr 2013 nach Lebensalter“ gibt einen guten Überblick über die absoluten Suizidzahlen und die Suizidraten im Jahr 2013, wobei die Zahlen für Männer und Frauen sowie für über 60-Jährige gesondert dargestellt werden. Männer haben ein dreifach höheres Risiko als Frauen, durch Suizid zu sterben. Mit zunehmendem Lebensalter (60+) steigt das Risiko noch zusätzlich deutlich an. Bei den Suizidversuchen wird davon ausgegangen, dass die Zahl um das 10- bis 15-fache höher liegt als die der vollzogenen Suizide. Mehr als 60 Prozent der Suizidversuche werden von Frauen verübt, die Häufigkeit ist in jüngeren Lebensjahren höher.
Rückgang der Zahl der Suizidtoten in den letzten 40 Jahren
Die Suizidzahlen in Deutschland sind seit Jahren rückläufig. Das zeigt sich deutlich in der Grafik „Suizide in Deutschland 1980 bis 2013“. Seit Ende der 1970er-Jahre hat sich die Zahl der Suizidtoten in Deutschland halbiert, seit Anfang der 1980er-Jahre gibt es einen relativ kontinuierlichen Rückgang der Sterblichkeit durch Suizid. Im Jahr 2006 lag die Zahl der Suizidenten erstmals unter 10.000. Im Vergleich zum Jahr 1981 (18.825 Suizidtote) hat sich die Zahl im Jahr 2007 halbiert (9.402 Suizidtote). Dafür gibt es viele Erklärungsmöglichkeiten. Mit Sicherheit haben medizinische Fortschritte zu dem Rückgang beigetragen. Zum einen haben sich die intensivmedizinischen Möglichkeiten deutlich verbessert, wodurch Menschen mit eingeleiteten Suiziden gerettet werden können. Den größeren Einfluss haben aber die besseren Behandlungsmöglichkeiten von psychischen/psychiatrischen Störungen. Suizidalität ist ja meistens Symptom einer psychischen Erkrankung, eine Verzweiflungstat, die aber auch von psychisch gesunden Menschen begangen wird. Besondere Fortschritte gibt es bei der medizinisch/psychotherapeutischen Behandlung der Depression, wo sich der Einsatz von neuen Antidepressiva in Verbindung mit Psychotherapie als Behandlung bewährt hat. Von Bedeutung sind auch die besseren psychosozialen Beratungs- und Betreuungsangebote, wozu ambulante sozialpsychiatrische Hilfen, Krisendienste und auch die TelefonSeelsorgen in Deutschland zählen. Einen wichtigen Stellenwert hat auch die Prävention suizidalen Verhaltens auf gesellschaftlicher Ebene. Hier hat sich die Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention (DGS) verdient gemacht, die im Jahr 2002 die Initiative für ein Nationales Suizidpräventionsprogramm in Deutschland ergriff.
Quelle: Handbuch Suizidpräventation, Herausgeber: Evangelische Konferenz für TelefonSeelsorge und Offene Tür e.V. (Berlin) und Katholische Konferenz für TelefonSeelsorge und Offene Tür (Bonn), 2009
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Text: Evang. und kath. Konferenz für TelefonSeelsorge und offene TürIn: Pfarrbriefservice.de