Niemand bringt sich gerne um!*

Das Schwerpunktthema für Oktober 2016

von Christian Schmitt am 19.07.2016 - 04:00  

counselling / Pixabay.com - Lizenz

In Deutschland versterben jährlich ca. 10.000 Menschen durch Suizid. Das sind weit mehr, als im Straßenverkehr, durch Drogenmissbrauch und durch AIDS zu Tode kommen. Die Zahl der Suizidversuche liegt um ein Vielfaches höher. Gerade weil Suizid ein schweres, noch immer von Tabus belastetes Thema darstellt, ist es wichtig darüber aufzuklären. Suizid kommt nicht aus heiterem Himmel, sondern ist oft die Folge von Depressionen und/oder schweren Lebenskrisen. Nehmen die Betroffenen professionelle Hilfe in Anspruch, lässt sich Suizid in vielen Fällen verhindern.

Wenn ein Mensch sich selbst das Leben nimmt, so sind nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO sechs weitere Menschen in seinem persönlichen Umfeld unmittelbar betroffen. Die psychischen Folgen sind oft gravierend und belasten die betroffenen Personen über Jahre hinweg. Tatsächlich gibt es Hinweise in Äußerungen und im Verhalten von Menschen mit suizidalen Absichten, auf die man achten kann. Hilfe ist jederzeit und flächendeckend verfügbar. Mit den hier angebotenen Materialien möchten wir Pfarrbriefredaktionen ermutigen, sich diesem sensiblen Thema behutsam zu nähern und im Pfarrbrief aufzugreifen.

*) Der Slogan „Niemand bringt sich gerne um“ wurde ins Leben gerufen von der Länderarbeitsgemeinschaft der Beratungsstellen für Suizidprävention in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen zum Internationalen Tag der Suizidprävention, der jährlich am 10. September statt findet.

    Bilder

    Interview mit Ute, Peerberaterin bei [U25] Berlin

    von

    Caritasverband für das Erzbistum Berlin e.V. | www.u25-berlin.de

    Ute ist 22 Jahre alt und ehrenamtliche Peerberaterin im Team der [U25] Berlin Online- Suizidprävention. Neben ihrem Ehrenamt arbeitet sie als Sozialarbeiterin in der Psychiatrischen Ambulanz der Charité in Berlin-Mitte. Außerdem studiert sie Gesundheits- und Sozialmanagement.

    von

    Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention, www.suizidprophylaxe.de

    Jedes Jahr nehmen sich in Deutschland ungefähr 10.000 Menschen das Leben. Etwa 70% davon sind Männer. Das Suizidrisiko steigt bei Frauen und Männern mit dem Lebensalter. Das durchschnittliche Lebensalter eines durch Suizid Verstorbenen liegt bei ca. 57 Jahren – mit steigender Tendenz.

    von

    Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention, www.suizidprophylaxe.de

    Das Suizidrisiko ist im Vergleich mit dem Durchschnitt der Gesamtbevölkerung erhöht bei: Männern, Menschen im höheren Lebensalter, Menschen mit gleichgeschlechtlicher sexueller Orientierung und jungen Frauen mit Migrationshintergrund.

    Jedes Jahr am 10. September

    von

    Evang. und kath. Konferenz für TelefonSeelsorge und offene Tür

    Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat 2003 erstmals den 10. September als Welt-Suizid-Präventionstag ausgerufen. Seitdem finden jährlich an diesem Datum Veranstaltungen statt, die vorwiegend von Organisationen aus dem Gesundheitsbereich bzw. der Suizidprävention veranstaltet werden.

    von

    Deutsches Bündnis gegen Depression e.V., 2016

    Die Mehrheit der Menschen, die durch Suizid versterben, haben an einer psychiatrischen Erkrankung gelitten, am häufigsten an einer Depression. Daneben sind Schizophrenie und Suchterkrankungen ebenfalls mit einem erhöhten Suizidrisiko verbunden. Die erfolgreiche Behandlung der psychiatrischen Erkrankung stellt somit die beste Suizidprävention dar!

    Erläuterung der Entwicklungen und Erklärungsansätze

    von

    Evang. und kath. Konferenz für TelefonSeelsorge und offene Tür

    Bei 1,1 Prozent aller in Deutschland im Jahr 2013 gestorbenen Menschen war Suizid die Todesursache (1,7 Prozent der Sterbefälle der Männer und 0,6 Prozent der Sterbefälle der Frauen.) Jeder 58. männliche Tote und jede 177. weibliche Tote hat sich das Leben genommen. 74 Prozent der durch Suizid Verstorbenen waren Männer, 26 Prozent Frauen. Das Verhältnis Männer zu Frauen ist drei zu eins.

    Kurztext zum Ist-Zustand

    von

    Deutsches Bündnis gegen Depression e.V., 2016

    In Deutschland versterben jährlich ca. 10.000 Menschen durch Suizid. Das sind mehr Menschen, als im Verkehr (< 4.500), durch Drogen (< 1.000) und durch AIDS (< 500) zu Tode kommen. Die Zahl der Suizidversuche ist schätzungsweise 15-20mal so hoch.

    Suizid

    von

    Evang. und kath. Konferenz für TelefonSeelsorge und offene Tür

    In der Bibel gibt es nur sehr sparsam Hinweise auf den selbstgewählten Tod eines Menschen. Die meisten Berichte finden sich im Alten Testament, so über Simson (Richter 16, 30), Abimelech (Richter 9, 52), Saul und seinen Schwertträger (1. Samuel 31, 4-5), Architofel (2. Samuel 17, 23), Zimri (1. Könige 16, 18) und Rasi (2. Makkabäer 14, 41-46). Nur ein einziger Hinweis findet sich im Neuen Testament: Der Tod des Judas nach seinem Verrat an Christus (Matthäus 27, 3-8 und Apostelgeschichte 1, 18-19.). Alle Tode werden ausnahmslos ohne Betroffenheit oder Bewertung beschrieben.

    von

    Evang. und kath. Konferenz für TelefonSeelsorge und offene Tür

    Das Christentum, der Pfeiler westlicher Ethik, bezieht in seiner geschichtlichen Entwicklung keine konstante Haltung zum Suizid.

    von

    Deutsches Bündnis gegen Depression e.V., 2016

    Suizidgedanken und -impulse (Suizid = lat. Selbsttötung) sind ein sehr häufiges Symptom bei Depression. Sie machen Depression oft zu einer lebensbedrohlichen Erkrankung.

    Interview mit Denis B., der als junger Mensch einen Suizidversuch unternommen hat

    von

    Christian Schmitt

    Alle 47 Minuten stirbt in Deutschland ein Mensch an Suizid und alle 4 Minuten versucht sich ein Mensch das Leben zu nehmen. Wir haben Denis B. (Name von der Redaktion geändert) getroffen, der im Alter von 18 Jahren so verzweifelt war, dass er einen Suizid-Versuch unternommen hat. Heute steht der inzwischen 46-jährige Familienvater mit beiden Beinen im Leben. Im Gespräch verrät er uns, was ihn damals bewegte und wie er heute darüber denkt.

    Telefonseelsorge per Chat

    von

    Sascha Stienen, www.katholisch.de

    Mit der Chatberatung erreicht die Telefonseelsorge Menschen, die einen direkten oder telefonisch vermittelten Seelsorgekontakt nicht aufnehmen wollen oder können. Der Bedarf an Beratung ist so groß, dass noch nicht allen Ratsuchenden auf Anhieb ein Chattermin angeboten werden kann.

    von

    Evang. und kath. Konferenz für TelefonSeelsorge und offene Tür

    Falsch: Wer vom Suizid redet, wird ihn nicht begehen.
    Richtig: Auf zehn Suizidenten kommen acht, die unmissverständlich von ihren Absichten gesprochen haben.

    Welche Alarmzeichen sollte man ernstnehmen?

    von

    Deutsches Bündnis gegen Depression e.V., 2016

    Suiziddrohungen und -ankündigungen
    Das Vorurteil, dass sich ein Mensch, der von Selbsttötung spricht, nichts antut ist falsch.

    von

    Martin Wigger, www.katholisch.de

    Einsamkeit, Sinnkrisen, Erkrankungen, Partner-Probleme, Mobbing in der Schule: Plötzlich eintretende Ereignisse oder lang währende seelische Verletzungen bringen uns oft an unsere Grenzen und übersteigen das Maß des Alleine-aushalten-Könnens. Sich einfach jemandem anvertrauen wäre bereits eine erste Hilfe. Wenn Freunde und Partner die falschen Ansprechpartner sind oder fehlen, ist die Telefonseelsorge eine gesuchte Alternative.

    von

    Evang. und kath. Konferenz für TelefonSeelsorge und offene Tür

    Die Suizidmethoden werden nach der Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten (ICD 10) kategorisiert. Es gibt eine grobe Unterteilung nach weichen und harten Methoden. Zu den weichen Methoden gehören die Vergiftungen mit Tabletten, Drogen und anderen Mitteln. Die harten Methoden hinterlassen in der Regel sichtbare Spuren am menschlichen Körper (z. B. Erhängen, Ertrinken, Sturz in die Tiefe etc.).

    von

    Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention, www.suizidprophylaxe.de

    In Deutschland gibt es 104 Telefonseelsorgestellen, die zu jeder Tages- und Nachtzeit anonym Beratung am Telefon anbieten. Unter der bundeseinheitlichen Telefonnummer 0800-1110111 oder 0800-1110222 kann kostenlos angerufen werden.

    Mit zunehmendem Alter erhöht sich die Suizidgefährdung

    von

    Evang. und kath. Konferenz für TelefonSeelsorge und offene Tür

    Mit zunehmendem Alter erhöht sich die Suizidgefährdung. Von den 9.402 Menschen, die im Jahr 2007 durch Suizid starben, waren 3.993 über 60 Jahre alt, das sind 42,4 Prozent. Zwar sinkt der prozentuale Anteil von Suiziden an den Gesamttodesursachen, die Suizidrate steigt jedoch deutlich an.

    Medienguide

    von

    Deutsches Bündnis gegen Depression e.V., 2016

    Den Medien kommt bei der Berichterstattung über Suizide und Suizide eine große Verantwortung zu. Durch dramatisierende oder gar heroisierende sowie detaillierte Darstellung können bei suizidgefährdeten Menschen suizidale Handlungen ausgelöst werden.

    von

    Saskia Gamradt, www.katholisch.de

    Rund sechzig ehrenamtliche und vier hauptamtliche Mitarbeiter sind an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr in der Telefonseelsorge in Köln erreichbar. Im Interview mit katholisch.de berichtet die Leiterin der Einrichtung, Annelie Bracke, von ihrer langjährigen Seelsorgearbeit am Telefon und welche Rolle der christliche Glaube bei ihrer Tätigkeit spielt.

    Tipps für Pfarrbrief-Redaktionen

    Psychosoziale Beratungsstelle und Telefonseelsorge

    Die MitarbeiterInnen der psychosozialen Beratungsstellen vor Ort betreuen u.a. Menschen, die suizidgefährdet sind. An der Telefonseelsorge sind bundesweit ehrenamtliche MitarbeiterInnen beteiligt, evtl. auch bei Ihnen im Ort. Sprechen Sie eine(n) MitarbeiterIn an und befragen Sie sie/ihn zu ihren/seinen Erfahrungen. Veröffentlichen Sie das Interview in Ihrem Pfarrbrief. Mögliche Fragen könnten sein:

    • Was sind das für Menschen, die sich an Sie wenden?
    • Was bewegt diese Menschen? Welche Fragen hören Sie häufig?
    • Geben Sie den Hilfesuchenden konkrete Ratschläge?
    • Wie reagieren Sie, wenn Ihnen jemand sagt, er möchte nicht mehr leben?

    Betroffene

    Sicher gibt es auch in Ihrer Gemeinde Betroffene, die eine ihr nahestehende Person durch Suizid verloren haben. Auch wenn es vielleicht etwas mehr Mut erfordert: gehen Sie auf diese Menschen zu. Die meisten werden dankbar sein, über das Erlebte sprechen zu können. Natürlich sollten Sie vor einer Veröffentlichung klären, ob die Person erkennbar sein möchte und ggf. deren persönliche Daten und Lebensumstände anonymisieren. Hier einige Vorschläge für Fragen, die Sie stellen können:

    • Gab es vorher Anzeichen für den Suizid Ihres Angehörigen/Freundes/Kollegen?
    • Wie haben Sie den Verlust verarbeitet?
    • Haben Sie Hilfe von außen in Anspruch genommen?
    • Gibt es etwas, das Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben möchten?

    Filmtipps des Kath. Filmwerks

    Spielfilm-Tipp: Helen

    Musikprofessorin Helen scheint in ihrem Leben nichts zu fehlen. Sie hat einen liebenden Mann, eine aufgeweckte Tochter, Freunde und lebt im Wohlstand. Ein Treffen mit einer jungen Frau wirft sie jedoch aus der Bahn. Ihr Umfeld – besonders ihr Mann David – bemerkt dies erst, als krassere Symptome einer Depression bei Helen nicht mehr zu übersehen sind. Als auch Medikamente nichts helfen, entfernen sich Helen und David immer mehr voneinander, und auch zu ihrer Tochter verliert Helen jeden Bezug. Der Film zeigt die katastrophalen Folgen einer schweren Depression, lässt jedoch am Ende auch Raum für Hoffnung.

    Deutschland/ USA, 2009, 119 Minuten
    Ein Film von Sandra Nettelbeck
    Produktion: Egoli Tossell Film Köln
    empfohlen ab 14 Jahren, FSK 12

    Erhältlich ist die DVD des Films unter https://lizenzshop.filmwerk.de/shop/detail.cfm?id=1411 oder in Ihrer Medienzentrale. Eine Arbeitshilfe für die Gemeindearbeit finden Sie unter http://www.materialserver.filmwerk.de/arbeitshilfen/AH_Helen_A4.pdf.  

    Kurzfilm-Tipp: Lebensmüde – KRIMI.de

    Conny und Lukas suchen eine neue Sängerin für ihre Band. Am liebsten würde Conny seine Cousine engagieren, die seit kurzem wieder in der Stadt ist und eine Wahnsinnsstimme hat. Doch Hannah ist nicht mehr das mutige und lebensfrohe Mädchen von früher, sondern nur noch ein Schatten ihrer selbst. Sie fühlt sich unsichtbar, wertlos und ungeliebt von ihrer Mutter, die zum x-ten Mal wegen einer neuen Liebe die Stadt gewechselt hat. Als Hannah im Internet auf ein Selbstmordforum stößt und dort eine vermeintliche Leidensgenossin kennengelernt, gerät sie zunehmend in Gefahr. "Wir sind dann mal weg", lautet schließlich der letzte Eintrag der Mädchen und bei Conny, Lukas und Kommissar Meininger schrillen die Alarmglocken.

    Deutschland, 2013, 44 Minuten
    Ein Film von Carsten Fiebeler
    Produktion: Kinderfilm GmbH im Auftrag von KiKA
    empfohlen ab 13 Jahren, LE, für die nichtgewerbliche Nutzung freigegeben ab 12 Jahren

    Erhältlich ist die DVD des Films unter https://lizenzshop.filmwerk.de/shop/detail.cfm?id=2231 oder in Ihrer Medienzentrale. Eine Arbeitshilfe für die Gemeindearbeit finden Sie unter http://www.materialserver.filmwerk.de/arbeitshilfen/AH-A4-lebensmuede-1….  

     

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