Hoffnung auf weiten Horizont
“Und ich bete darum, dass eure Liebe immer noch reicher an Einsicht und Verständnis wird, damit ihr beurteilen könnt, worauf es ankommt. Dann werdet ihr rein und ohne Tadel sein für den Tag Christi, reich an der Frucht der Gerechtigkeit, die Jesus Christus gibt, zur Ehre und zum Lob Gottes.“ Phil 1,9-11
Ich fand Techno-Musik früher blöd. Mit so was, so dachte ich, dröhnen sich nur Idioten zu. Seit kurzem bin ich verliebt. Er mag Techno - und er ist gar kein Idiot, sondern warmherzig und klug. Ich mag seine Musik immer noch nicht besonders, aber in nicht allzu großer Lautstärke kann ich sie gut ertragen, und manchmal erwische ich mich dabei, wie mein Fuß im Rhythmus wippt.
Liebe verändert die Welt, oder zumindest die Weltsicht. Dinge, die mir unzugänglich sind oder die ich ablehne, werden plötzlich in ein anderes Licht getaucht, sobald ich mit Liebe darauf schaue. Ich kann Homosexualität ablehnen, aber sobald der eigene Sohn sich outet, bekomme ich ein Problem: Entweder ich verstoße mein Kind oder ich weite mein Herz. Die meisten Eltern tun letzteres - Gott sei Dank. Sie lassen sich von ihren Kindern, die sie mehr lieben als alles andere auf der Welt, anstoßen und entdecken plötzlich: Es kommt gar nicht darauf an, ob mein Kind Männer liebt oder Frauen; es kommt darauf an, wie es mit der Liebe umgeht. Es kommt nicht darauf an, dass mein Liebster Techno hört, sondern dass sein Herz für mich schlägt.
Die Adventszeit will uns auch anregen, unseren Blick zu erheben und ihn zu weiten. Die Vorstellung, dass ein armes Kind die Welt rettet, widerstrebt allen Erfahrungen von Macht und Herrschaft. Und die Hoffnung, dass das Heil der Welt nicht in uns liegt, passt nicht in unsere Gesellschaft. Doch die Liebe Gottes bewegt uns dazu, die Welt aus einem anderen Blickwinkel zu sehen. Und plötzlich merken wir: Es kommt nicht darauf an, ob ich erfolgreich im Beruf oder arbeitslos bin, ob ich Paulus für den größten Apostel oder den schlechtesten Frauenversteher halte. Es kommt darauf an, dass Gott mich liebt, so wie ich bin. Gottes Liebe ist an Weihnachten zur Welt gekommen. Und von dieser Liebe dürfen wir uns verändern lassen, zum Wohle der Menschheit und zum Heil der Welt.
Karina Beck
Pfarrerin, Evangelische Landeskirche in Württemberg. Quelle: www.advent-online.de, 2010
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Text: Karina BeckIn: Pfarrbriefservice.de