Immer weniger Fälle von Menschenhandel werden aufgedeckt

Zwei Entwicklungen der letzten Jahre haben maßgeblich dazu beigetragen, dass immer weniger Fälle von Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung aufgedeckt werden:

1. EU-Osterweiterung

Vor der EU-Osterweiterung wurden Frauen aus osteuropäischen Ländern illegal durch Menschenhändler ins Land gebracht. Seit den EU-Osterweiterungen von 2004 und 2007 dürfen Frauen und Männer aus den neuen EU-Oststaaten legal nach Deutschland einreisen und sich selbstständig machen. Da die Mehrheit der Frauen bildungsfern und in großer Armut aufgewachsen ist, sind viele von ihnen bereit, als „selbstständige Prostituierte“ zu arbeiten. Auch wenn ihnen erst später bewusst wird, unter welchen menschenunwürdigen Bedingungen sie der Arbeit nachgehen sollen, willigen sie schließlich auf Grund ihrer Perspektivlosigkeit doch ein. Von den BordellbetreiberInnen werden sie dazu genötigt und darin geschult, bei polizeilichen Vernehmungen die Freiwilligkeit ihrer Beschäftigung zu beteuern. D.h. Polizei und Fachberatungsstellen haben heute deutlich weniger Möglichkeiten, betroffene Frauen in eine geschützte Umgebung zu bringen, mit ihnen ihre Situation zu erörtern und ihnen Hilfe anzubieten.

2. Das Prostitutionsgesetz (ProstG)

Ziel des ProstG von 2002 war es, Frauen in der Prostitution vor Diskriminierung zu schützen, ihnen eine soziale und rechtliche Absicherung zu bieten und ihre Arbeit mit einer Art Angestelltenverhältnis aufzuwerten. Zur Sicherung des Betriebsablaufes erhielten die ArbeitgeberInnen ein „eingeschränktes Weisungsrecht“. Was zunächst als Stärkung der Prostituierten gedacht war, hat letztendlich zu einer Stärkung der BordellbesitzerInnen und einer Verschlechterung der Situation von Zwangs- und Elendsprostituierten geführt. Denn heute sind die „quasi Angestellten“ den Weisungen der BordellbesitzerInnen ausgeliefert. Da Prostitution nicht mehr sittenwidrig ist, sind die Kontrollmöglichkeiten der Strafverfolgungsbehörden stark eingeschränkt worden.

Nicht umsonst gilt Frauenhandel als das risikoärmste, lukrativste Geschäft der organisierten Kriminalität.

aus: SOLWODI-Infoblatt, Frauenhandel und Zwangsprostitution, Oktober 2010, www.solwodi.de In: Pfarrbriefservice.de

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Das Schwerpunktthema für Juli 2013

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