Frauen und Mädchen werden wie Waren gekauft und in die Prostitution gezwungen. Sklaverei im 21. Jahrhundert - auch in Deutschland. Das Phänomen des Frauenhandels gilt weltweit als das risikoärmste, lukrativste Geschäft der organisierten Kriminalität. Und was hat dieser Skandal mit Pfarrbriefen zu tun? „Die Gesellschaft muss darauf aufmerksam gemacht werden und darf nicht wegschauen, sondern hat mitzuhelfen, etwas zu verändern", sagt Schwester Dr. Lea Ackermann, Gründerin der Menschenrechtsorganisation SOLWODI. Ein Interview mit ihr sowie weitere Bausteine möchten Pfarrbriefredaktionen ermutigen, auf das Schicksal dieser Frauen in einer Pfarrbriefausgabe aufmerksam zu machen.
Rubrik: Schwerpunktthemen
Menschen kaufen in Deutschland
Das Schwerpunktthema für Juli 2013
am 01.04.2013 - 22:00Bilder
Texte
Tipps
Arbeitshilfe der Deutschen Bischofskonferenz
Eine Arbeitshilfe der Deutschen Bischofskonferenz zum Welttag des Friedens 2015 beschäftigt sich mit Sklaverei und Menschenhandel. Sie trägt den Titel "Nicht länger Sklaven, sondern Brüder und Schwestern" und kann unter http://www.dbk-shop.de/de/deutsche-bischofskonferenz/arbeitshilfen/
nicht-laenger-sklaven-sondern-brueder-schwestern-welttag-friedens-2015.html herunter geladen werden.
Die Botschaft von Papst Franziskus für den 48. Welttag des Friedens am 1. Januar 2015 stand unter dem Motto „Nicht länger Sklaven, sondern Brüder und Schwestern“. Mit diesem Thema will der Heilige Vater darauf aufmerksam machen, dass Sklaverei und Menschenhandel nicht der Vergangenheit angehören, sondern in ihren modernen Ausprägungen eine „schreckliche offene Wunde“ der Gegenwart sind. Dies sei vielen Menschen nicht bewusst, heißt es in der Ankündigung aus Rom. Auch Medien und Bildungsträger müssten stärker auf den Handel mit Migranten und Prostituierten, Ausbeutung, Zwangsarbeit und die Versklavung von Frauen und Kindern hinweisen.
Rat und Hilfe bei Gewalt gegen Frauen: Das Hilfetelefon
Das Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen bietet Betroffenen die Möglichkeit, sich zu jeder Zeit anonym, kompetent und sicher beraten zu lassen unter der kostenlosen Rufnummer 08000 116 016.
Ob Gewalt in Ehe und Partnerschaft, sexuelle Übergriffe und Vergewaltigung sowie Stalking, Zwangsprostitution oder Genitalverstümmelung – Beraterinnen stehen hilfesuchenden Frauen zu allen Formen der Gewalt vertraulich zur Seite und leiten sie auf Wunsch an die passende Unterstützungseinrichtung vor Ort weiter. Der Anruf und die Beratung sind kostenlos. Das Hilfetelefon ist ein Angebot des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Auch Fachkräfte, die im Rahmen ihres beruflichen oder ehrenamtlichen Einsatzes mit Gewalt gegen Frauen konfrontiert werden, können sich jederzeit an das Hilfetelefon wenden. Darüber hinaus richtet sich das Angebot auch an alle anderen Menschen, die Frauen helfen wollen, die Opfer von Gewalt geworden sind. Das können z. B. Familienangehörige, Freundinnen und Freunde oder Bekannte sein.
Auch wenn die Betroffenen kein Deutsch sprechen oder sich nicht ausreichend verständigen können, erhalten diese beim Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen Unterstützung. Mithilfe von Dolmetscherinnen ist eine Beratung in vielen Sprachen möglich.
Hörgeschädigte und Gehörlose können über einen Relay-Dienst unkompliziert in Kontakt mit den Beraterinnen des Hilfetelefons treten – barrierefrei per Gebärden- oder Schriftsprachdolmetscher und kostenlos.
Mehr Informationen unter www.hilfetelefon.de
Buchtipp: In Freiheit leben, das war lange nur ein Traum
Betroffene aus Afrika, Asien, Europa, Lateinamerika und dem Nahen Osten erzählen ihre unglaublichen Lebensgeschichten auf dem Weg in die Freiheit. Sie flohen aus Zwangsprostitution, Kinderehen und Beziehungsgewalt. Sie entkamen politischer Unterdrückung, Ehrenmorden, Menschenhändlern und bitterer Armut.
Eine packende und berührende Reportage über Frauen und Mädchen, die den Weg in die Freiheit gefunden haben.
Lea Ackermann, Mary Kreutzer, Alicia Allgäuer: In Freiheit leben, das war lange nur ein Traum. Kösel-Verlag, 2. Aufl. 2013, 240 Seiten mit 16 Seiten Farbbogen. Gebunden. ISBN 978-3-466-30878-1; 17,99 Euro.
Filmtipp des Katholischen Filmwerks: "Fair Trade"
Der kürzeste Weg und gleichzeitig die klarste Grenze zwischen Afrika und Europa ist die Straße von Gibraltar. "Fair Trade" ist eine der Geschichten, die dort jeden Tag stattfinden. Ein aufrüttelnder Kurzfilm zum Thema Menschenwürde.
Erhältlich ist die DVD des Films für Schulen und Gemeindearbeit unter www.filmwerk.de oder in Ihrer Medienzentrale.
Dauer: 15 Min.
Deutschland/Marokko 2006
Regie: Michael Dreher
Produziert von Weltweit-Film, Kasbah-Film Tangier, HFF München, FGV Schmidle
Links zum Thema
www.kok-buero.de
KOK- Bundesweiter Koordinierungskreis gegen Frauenhandel und Gewalt an Frauen im Migrationsprozess e.V.
www.solwodi.de
Der Verein SOLWODI hilft Frauen, die als Opfer von Menschenhändlern, Sextouristen und Heiratsvermittlern nach Deutschland gekommen sind. SOLWODI kümmert sich um Migrantinnen, sowohl illegale wie auch legale, die Opfer von Menschenhandel geworden sind.
www.jadwiga-online.de
Die Fachberatungsstelle JADWIGA setzt sich für die Rechte der Opfer von Frauenhandel ein. Sie bietet umfassende Unterstützung und Hilfen für die Betroffenen in Krisensituationen an.
www.stoppt-zwangsprostitution.de
Der Verein Frauenrecht ist Menschenrecht hat sich mit seiner bundesweiten Kampagne „Stoppt Zwangsprostitution“ anlässlich der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland erstmalig direkt an Freier gewandt und Männer zum Nachdenken und Handeln bewegt. Die Website mit Informationen, Statements von Freiern und zwangsprostituierten Frauen und Kontaktadressen von Beratungsstellen ist nach wie vor online.
www.frauenrechte.de/online/index.php/
TERRE DES FEMMES ist eine gemeinnützige Menschenrechtsorganisation für Frauen und Mädchen, die durch internationale Vernetzung, Öffentlichkeitsarbeit, Aktionen, Einzelfallhilfe und Förderung von einzelnen Projekten Frauen und Mädchen unterstützt.
www.gegen-frauenhandel.de
Seite des Aktionsbündnisses gegen Frauenhandel in Bayern
www.renovabis.de/themen/zwangsprostitution-und-frauenhandel
Sich gemeinsam mit Projektpartnern aus Osteuropa gegen Frauenhandel stark machen und Opfer von Frauenhandel auffangen, dafür setzt sich das kirchliche Hilfswerk Renovabis in der Projektarbeit ein.
Links
Konferenz Weltkirche
Weiterführende Informationen zu Sklaverei und Menschenhandel sind auf dem Internetportal der Konferenz Weltkirche zusammengestellt: http://weltkirche.katholisch.de/de/weltkirche/themen_2/menschenhandel/verteiler_menschenhandel.php
Elterninitiative für Loverboy-Opfer in Deutschland
Loverboys sind Zuhälter, die minderjährige Mädchen im Alter ab 11 Jahren in die Prostitution zwingen. Loverboys sprechen von der großen Liebe, machen großzügige Geschenke, schleichen sich im Freundeskreis ein, suchen sich ihre Opfer vor Schulen, in der Nähe von Jugendtreffs oder im Web 2.0. Opfer sind Mädchen aus ganz normalen Familien. Wer einmal in ihre Fänge gerät, hat nur wenige Chancen, wieder von ihnen los zu kommen. Sie werden von ihrer Familie entfremdet, von Freunden des Loverboys vergewaltigt, zur Prostitution gezwungen und verschwinden oft spurlos.
Welches Ausmaß das Ganze hat, ist ungeklärt. In den Niederlanden wird bereits seit 15 Jahren offen über das Problem diskutiert. Die Zahl der Betroffenen wurde dort für das Jahr 2010 auf 2500 bis 5000 geschätzt. In Deutschland ist das Phänomen erst wenig bekannt. 2010 wurde in Düsseldorf die Elterninitiative EILOD e.V. (Elterninitiative für Loverboy Opfer Deutschland) gegründet. Sie möchte im Internet unter www.eilod.de informieren, beraten, präventiv tätig werden und Kontakte zu anderen Betroffenen sowie Hilfsorganisationen vermitteln.
Kontakt:
“Eilod“ - Elterninitiative für Loverboy Opfer Deutschland
c/o Gesundheitsamt -
Selbsthilfe-Service-Büro
Kölner Str. 180
40227 Düsseldorf
Tel.: 0211 - 89 92 244
info@eilod.de
Eilod.de-Notfallnummer:
0176 - 56 26 99 71
ARD-Reportage: Verkauft und versklavt - Vom Kampf gegen den Menschenhandel
Menschenhandel gilt neben dem Drogen- und Waffenhandel als lukrativste Einnahmequelle des organisierten Verbrechens. Die Profite werden jährlich auf 32 Milliarden US-Dollar geschätzt. Das Risiko, bestraft zu werden, ist gering.
Jede fünfte Prostituierte in Europa stammt aus Rumänien und vier Fünftel von ihnen gelten als Zwangsprostituierte. Spanien und Deutschland zählen zu den größten Abnehmern. Bereits jedes zehnte Kind in Rumänien wächst in gefährdeten Verhältnissen auf: Gewalt, Ausbeutung, Kinder- und Menschenhandel sind die extremsten Folgen. Es gibt kaum funktionierende Einrichtungen zum Schutz vor Ausbeutung und Gewalt.
Klaus Wölfle macht sich in der ARD-Reihe „Gott und die Welt“ in seiner Reportage auf die Suche nach den Ursachen des Kinder- und Menschenhandels. Engagierte Frauen haben Hilfseinrichtungen gegründet, in denen Frauen und Kinder leben, die Opfer häuslicher Gewalt oder des Menschenhandels waren.
Der Link zum Film: http://mediathek.daserste.de/sendungen_a-z/2833732_gott-und-die-welt/13032170_verkauft-und-versklavt
Bundeslagebild Menschenhandel des BKA
Das Bundeskriminalamt (BKA) verfasst jährlich ein so genanntes Bundeslagebild „Menschenhandel“. Es enthält in gestraffter Form die aktuellen Erkenntnisse zu Lage und Entwicklung im Bereich des Menschenhandels zum Zweck der sexuellen Ausbeutung sowie des Menschenhandels zum Zweck der Ausbeutung der Arbeitskraft. Die Aussagen basieren auf den Meldungen der Landeskriminalämter zu den im Jahr abgeschlossenen polizeilichen Ermittlungsverfahren.
Materialien für einen Gottesdienst
Eine Vorlage für einen Gottesdienst zum Thema Menschenhandel und Zwangsprostitution finden Sie bei der Hilfsorganisation SOLWODI als pdf-Datei zum Herunterladen: http://www.solwodi.de/158.0.html?&L=1%252F