Lobgesang in der Diaspora

Kurzandacht für eine Chorprobe oder für zuhause

Fern der Heimat, fern von Jerusalem und dem geliebten Tempel, in der Verbannung an Euphrat und Tigris, im heutigen Irak, lebte Tobit und er ist bis heute Vorbild eines Frommen, der sich auch in trostloser Lage und widerlicher Umgebung nicht von seinem Gott abbringen lässt. Seinen einzigen Sohn Tobias hatte er in Begleitung des unerkannten Engels Raphael auf eine große Reise geschickt. Als diese Beiden mit dem in der Ferne deponierten Geld, dazu noch mit einer passenden Frau für Tobias und heilender Augensalbe für den alten Vater glücklich zurück sind, schreibt Tobit einen Hymnus mit 6 Strophen über das wunderbare Handeln Gottes in dieser Zeit und bis zur Vollendung der Welt. Wir hören jetzt Anfang und Schluss dieses Lobgesangs aus dem Buch Tobit:

„Gepriesen sei Gott, der in Ewigkeit lebt,
sein Königtum sei gepriesen.
Er züchtigt und hat auch wieder Erbarmen;
Er führt hinab in die Unterwelt und führt auch wieder zum Leben.
Niemand kann seiner Macht entfliehen.
Bekennt euch zu ihm vor allen Völkern,
ihr Kinder Israels;
denn er selbst hat uns unter die Völker zerstreut ...
Freu dich und juble
Über alle Gerechten!
Sie werden vereint sein
Und den Herrn der Gerechten preisen.
Wohl denen, die dich lieben;
Sie werden sich freuen
Über den Frieden, den du schenkst.
Wohl denen, die betrübt waren
Über deine harten Strafen;
Denn sie werden sich über dich freuen,
wenn sie all deine Herrlichkeit sehen.
Sie werden sich freuen in Ewigkeit.
Meine Seele preise Gott, den großen König.
Denn Jerusalem wird wieder aufgebaut
aus Saphir und Smaragd;
seine Mauern macht man aus Edelstein,
seine Türme und Wälle aus reinem Gold;
Jerusalems Plätze werden ausgelegt
mit Beryll und Rubinen und mit Steinen aus Ofir.
Halleluja ruft man in all seinen Gassen
und stimmt in den Lobpreis ein:
Gepriesen sei Gott;
er hat uns groß gemacht für alle Zeiten.“
(Tobit 13,2-3.15-18)

„Groß ...für alle Zeiten“?
Herr, wir fühlen uns längst eher klein.
Unsere Gemeinden schrumpfen
und unsere Chöre auch
Landauf, landab.
Oft fühlen wir uns schon in der Diaspora,
vereinzelt wie Tobit -
und das mitten im christlichen Europa!
So viele denken ganz anders als wir,
belächeln uns,
verstehen nicht, warum wir hier singen.
Du, Gott, vielleicht willst du das ja,
damit wir uns neu entscheiden
und nicht mit der Menge laufen,
sondern mit dir.

Vielleicht willst du das so,
um uns munter zu machen:
nicht mehr der Mehrheit vertrauen,
sondern dir!
Vielleicht willst du das alles,
was sich vor unsern Augen verändert,
um uns neu senden zu können:
In einer neuen Zeit dich loben,
unbeirrt, vor all den verschiedenen Menschen hier!

Singend sollen wir sagen,
was du für uns tatest und tust,
dich unverschämt loben für alles,
was du noch tun wirst,
bis sie fertig ist,
die kostbare neue Stadt,
die herrliche, die du schaffen willst.

Gerhard Dane

Kostprobe aus: Gerhard Dane, "DIR wollen wir singen" , 52 Kurzandachten für Chöre und Sänger. Dr. J. Butz – Musikverlag Bonn, November 2010, www.butz-verlag.deemail@butz-verlag.de

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Das Schwerpunktthema für November 2010

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Text: Pfarrer Gerhard Dane
In: Pfarrbriefservice.de