Mit Ende 50 das erste Mal in einen Mann verliebt
Nach tiefer Verzweiflung gab Johannes Persie seinem Leben eine neue Richtung
Johannes Persie kann sich noch genau an den Augenblick erinnern, der seinem Leben eine neue Richtung gab. Es war der Moment, in dem er merkte, dass er sich zu einem Mann hingezogen fühlt. Bis dahin lebte der zweifache Vater mit seiner Ehefrau im Essener Süden, arbeitete als Lehrer an einer Krankenhausschule und vermisste: „Nichts!“
Zwar gab es „in meiner Ehe Höhen und Tiefen“, aber er habe nie den Wunsch verspürt, sich dem anderen Geschlecht zuzuwenden. Bis er Simon traf. „Das war im wahrsten Sinne des Wortes umwerfend“, so der 69-Jährige, der gern an die Situation vor zehn Jahren zurückdenkt. Er verliebte sich in den jüngeren Mann, der ihm eine ganz neue Sicht auf das Leben eröffnete.
Gleichzeitig spürte Johannes Persie eine tiefe Verzweiflung. Dass sein Leben plötzlich eine so unerwartete Wendung nahm, überforderte ihn. „Ich hatte das Gefühl, in einem Ruderboot ohne Ruder zu sitzen. Meine Gefühle gingen wie der Wellengang des Meeres, auf und ab, hin und her.“ Er suchte sich therapeutische Hilfe und sorgte für Klarheit, indem er seiner Frau gestand, was mit ihm los war. Der Schock und die Trauer über das Ende einer langen Beziehung waren „bei uns beiden groß“. Aber es kam auch der Wunsch auf, Kindern, Freunden und Eltern gegenüber ehrlich zu sein. „Meine Frau und ich wollten nichts verheimlichen“, so der Essener.
Die Vielfalt des Lebens
Sieben Jahre war Johannes Persie danach mit Simon zusammen. Eine Zeit, in der er viele Menschen traf, die abseits der heterosexuellen Norm leben. „Ich lernte die Vielfalt des Lebens kennen. Für mich war das eine Bereicherung“, sagt er mit einem Lächeln im Gesicht. Dennoch sei ihm klar, dass viele Homosexuelle mit gesellschaftlicher Ausgrenzung und beruflichen Problemen kämpfen müssten.
Einmal im Monat besucht er die Selbsthilfegruppe „Schwule Väter und Ehemänner“ in Essen, um sich mit Leuten auszutauschen, denen es so ergangen ist wie ihm. „Einige von ihnen führen bis heute ein Doppelleben“, erzählt er besorgt.
Johannes Persie, der inzwischen einen neuen Partner hat, geht ganz bewusst mit seiner Geschichte an die Öffentlichkeit: „Stellvertretend für die vielen Menschen, die das aus welchen Gründen auch immer nicht können.“
Informationen zu der Essener Selbsthilfegruppe „Schwule Väter und Ehemänner“ erhalten Sie im Internet auf www.sve-essen.de. Die Internetseite der Gruppe „Schwule Väter und Ehemänner Deutschland“ ist www.schwule-vaeter.org.
Kathrin Brüggemann, bene-magazin.de, BENE – Magazin des Bistums Essen, In: Pfarrbriefservice.de
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Text: Kathrin Brüggemann, bene-magazin.de, BENE – Magazin des Bistums EssenIn: Pfarrbriefservice.de