Schenken heißt an jemand denken
Eigentlich sind die Heiligen Drei Könige schuld. Sie haben ja wohl angefangen mit den Weihnachtsgeschenken. Und seitdem kommt "Alle Jahre wieder" auch die Frage: Was soll ich bloß schenken? Dass die Frage wochenlang plagt ohne wirklich "das Richtige" zu finden, verdirbt manchem die Adventszeit.
Schenken ist eine Kunst
Schenken ist eine Kunst. Wie alle Kunst hat die Kunst des Schenkens mit Können und Denken zu tun. "Schenke mit Geist ohne List./Sei eingedenk,/Daß dein Geschenk/Du selber bist." Joachim Ringelnatz bringt es auf den Punkt: Auch das wertvollste Geschenk ist bloß ein Zeichen – für Wertschätzung, Liebe, Aufmerksamkeit, für Anteilnahme an Freud oder Leid, manchmal für Wiedergutmachung oder Versöhnungsbereitschaft, Zeichen dafür, was jemanden ausmacht. Geschenke stehen für die menschliche Beziehung, sie drücken Gefühle aus.
Schenken heißt an jemand denken
Deshalb hat in den meisten Fällen ein Problem, wer erst dann über ein Geschenk nachdenkt, wenn der Anlass unmittelbar bevorsteht. Schenken heißt, an jemand denken, sich Gedanken zu machen über die zu beschenkende Person: Wo liegen ihre Vorlieben und Interessen? Worüber hat sie sich bei anderer Gelegenheit gefreut oder erfreut geäußert? Mangelt es ihr gegenwärtig an etwas? Was könnte ihr nützlich sein für die persönliche Entwicklung? Was würde sie sich selbst nie "leisten"?
Solches Fragen hilft immer, ein passendes Geschenk zu finden, besonders aber, wenn Schenken nicht Kür ist, sondern Pflicht oder eine Gewohnheit, der man sich nicht entziehen kann.
Persönliches schenken
Nochmal Ringelnatz: "Schenke herzlich und frei./Schenke dabei/Was in dir wohnt/An Meinung, Geschmack und Humor,/So daß die eigene Freude zuvor/Dich reichlich belohnt."
Ein wirklich persönliches Geschenk werden Sie kaum in Geschenkeläden finden. Greifen Sie deshalb immer zu, wenn Sie irgendwo etwas sehen, von dem Sie gewiss sind: Das wird sie interessieren, das wird ihm gefallen, das kann sie gut brauchen. Ein Anlass zum Verschenken wird sich finden. Legen Sie sich eine eigene Seite im Notizbuch an, eine Ideenangel. Notieren Sie, wenn Sie beiläufig mitbekommen haben, woran jemand Gefallen hat oder was er gerade vermisst. Oder wenn Ihnen bei der Lektüre eines Buches jemand in den Sinn kommt.
Keine Sorge: Geschenke, die "treffen", können nicht zu billig oder zu banal sein. "Daneben" sind nur protzige Geschenke, beschämende, solche die eine unangenehme Botschaft transportieren sollen (Kochbuch, Seife ...) und oft Geldgeschenke.
Gottes Geschenk für uns
Ach so, beinahe hätte ich es vergessen: An Weihnachten schenken wir einander etwas, weil Gott uns seinen Sohn geschenkt hat. Deswegen legen wir die Geschenke unter den Christbaum oder an die Krippe. Wie die Drei Weisen aus dem Morgenland.
Bernhard Riedl
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Text: Bernhard RiedlIn: Pfarrbriefservice.de