"Sie sollen spüren, dass sie herzlich willkommen sind"

Klaus Becker arbeitet als Gemeindereferent im Bischöflichen Seelsorgeamt des Bistums Würzburg. Er ist einer von rund 300 Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner, die unter www.katholisch-werden.de Menschen unterstützen, die (wieder) in die Kirche eintreten möchten. Im Interview berichtet er davon.

Herr Becker, wie oft werden Sie von Menschen um Rat gefragt, die wieder in die katholische Kirche eintreten möchten?

Klaus Becker: Anfragen kommen regelmäßig – 10 bis 15 pro Monat.

Wie kommt der Kontakt zustande?

Klaus Becker: Die meisten Anfragen erfolgen per Telefonanruf, einige auch per Mail über www.katholisch-werden.de.

Wie alt sind diese Menschen?

Klaus Becker: So weit ich es überblicken kann (was am Telefon und auch über Mailkontakt nicht einfach herauszubekommen ist), sind es meist jüngere Menschen, die sich nach einer längeren „Auszeit“ wieder der Kirche zuwenden. Darunter sind nicht wenige Studenten und Studentinnen und Menschen, die eine Familie gegründet haben. Aber auch ältere Menschen rufen hin und wieder an und fragen „ganz unverbindlich nach, was man tun muss, wenn man wieder in die Kirche aufgenommen werden will“.

Sind das eher Frauen oder eher Männer?

Klaus Becker: Ich erlebe die Anfragen von Männern und Frauen, einen deutlichen Schwerpunkt kann ich nicht erkennen. Deutlich spürbar ist aber der Wunsch eines Kircheneintritts oder –übertritts bei Kindern, wenn in den Pfarreien zur Vorbereitung auf die Erstkommunion eingeladen wird.

Was sind die Beweggründe für einen Wiedereintritt?

Klaus Becker: Die Motive sind wirklich sehr unterschiedlich. Manche haben die Kirche aus Ärger verlassen und wollen diesen Schritt rückgängig machen. Andere wiederum lernen Menschen kennen, die sich in der katholischen Kirche engagieren und das in einer so überzeugenden Weise tun, dass das ansteckt. Es gibt Menschen, die erst über verschlungene Wege erfahren, wie Kirche in der Gesellschaft gegenwärtig ist und den Menschen hilft, z.B. in Hospizen, bei der Krankenbetreuung, in caritativen Einrichtungen, in erlebter Gemeinschaft und verschiedenen Angeboten. Auch eine Familiengründung und die Erziehung der Kinder sind immer wieder genannte Gründe.

Wie begegnen in Ihrer Wahrnehmung die Pfarreien vor Ort den Menschen, die wieder eintreten möchten?

Klaus Becker: Das ist vielleicht ein wunder Punkt. Manche erzählen mir, dass es gar nicht so einfach ist, vor Ort einen Ansprechpartner zu finden. Andere werden von einer zur anderen Person weitergereicht, bis sie die nötigen Informationen bekommen. Aber glücklicherweise höre ich auch immer wieder von Pfarrsekretärinnen, die sehr einladend solchen Menschen begegnen und sie freundlich und kompetent mit einem Seelsorger in Kontakt bringen.

Haben Sie einen Rat, wie die Kirche mit Menschen umgehen soll, die ausgetreten sind?

Klaus Becker: Wir sollten als Kirche vor allem freundlich denjenigen begegnen, die aus welchen Gründen auch immer, wieder den Kontakt zur Kirche suchen. Es sollte ein besonderes Aushängeschild sein, dass wir uns ihrem Anliegen zuwenden. Es ist wichtig, dass in der Gemeinde jemand ist, der sich mit dem Weg des Wiedereintritts auskennt, damit er kompetent Antwort geben kann. Eine den Menschen zugewandte Seelsorge wird schließlich auch darum besorgt sein, Menschen, die in die Kirche aufgenommen werden möchten, zu begleiten und ihnen zu zeigen, dass wir uns als Kirche darüber freuen. Selbstverständlich ist da jede Schuldzuweisung und Besserwisserei fehl am Platz. Vielmehr sollen die Menschen in dieser Situation spüren, dass sie herzlich willkommen sind.

Herr Becker, vielen Dank für das Gespräch.

Die Fragen stellte Elfriede Klauer, www.pfarrbriefservice.de

Verknüpft mit:

Das Schwerpunktthema für Februar 2011

Vor dem Herunterladen:

Datei-Info:
Dateiformat: .doc
Dateigröße: 0,03 MB

Sie dürfen den Text in sozialen Medien nutzen (z.B. Facebook, Twitter, Instagram, YouTube, etc.)

Beispiel für den Urhebernachweis, den Sie führen müssen, wenn Sie den Text nutzen

Text: Elfriede Klauer
In: Pfarrbriefservice.de